IBM laufen die Informix-Kunden davon

25.06.2007
Seit der Informix-Akquisition vor rund sechs Jahren hat IBM etwa 80 Prozent der mit dem Deal übernommenen Datenbank-Anwender verloren.

Mit der im Jahr 2001 für rund eine Milliarde Dollar abgeschlossenen Übernahme von Informix, Spezialist für relationale Datenbank-Management-Systeme (RDBMS), wollte IBM vor allem Marktanteile gewinnen. Der Kauf sollte helfen, im ständigen Kopf-an-Kopf-Rennen mit dem Datenbank-Erzrivalen Oracle besser mithalten zu können. Es ging um über 100.000 Informix-Anwender, von denen laut Branchendienst "Computergram" heute, rund sechs Jahre danach, nur noch etwas über 20.000 Kunden mit dem System arbeiten. Keine Angaben gibt es allerdings darüber, wie viele der abgewanderten Anwender dem Konzern treu geblieben sind, indem sie zum großen Bruder "DB2" migrierten, beziehungsweise wie hoch der Anteil derjenigen ist, die das Lager in Richtung Oracle oder Microsoft verlassen haben. Oracle behauptet, dass allein in den zwei Monaten vor der offiziellen Informix-Übernahme anhand einer Offerte, die neben einem Migrations-Tool auch einen 50prozentigen Rabatt umfasste, rund 500 Informix-Anwender gewonnen werden konnten. IBM selbst mochte sich über mögliche Gründe zum eklatanten Anwenderverlust bislang nicht äußern.

Dabei hat sich der Konzern im Rückblick gesehen eigentlich nichts vorzuwerfen: Zumindest öffentlich gab es keine Klagen über einen vernachlässigten Support, und auch die versprochene Weiterentwicklung des Systems hat IBM nicht unter den Tisch fallen lassen. Erst kürzlich wurde die für Cluster-Umgebungen und Hochverfügbarkeits-Anforderungen optimierte Version 11 des "Informix Dynamic Server" (Codename Cheetah) vorgestellt.

Ein Grund für den enormen Kundenschwund mag deshalb darin liegen, dass IBM den in seiner Überzeugungsarbeit notwendigen Spagat, Informix-Anwender einerseits zum Verbleib zu bewegen, DB2 andererseits als die (Migrations-)Plattform erster Wahl zu empfehlen, nur schlecht meistert. Die von Gartner jüngst veröffentlichten Zahlen zum Datenbankmarkt 2006 scheinen das zu bestätigen. Oracle liegt demnach mit über sieben Milliarden Dollar Umsatz in diesem Segment und einem Marktanteil von 47,1 Prozent klar in Führung, während an zweiter Stelle IBM nur auf 3,2 Milliarden Dollar Umsatz und 21,1 Prozent Marktanteil kommt. (ue)