IBM lässt Studierende für sich forschen

15.10.2004
Knapp zwölf Wochen hatten 13 europäische Teams Zeit, ihre Forschungsaufgaben zu lösen, bevor sie ihre Ergebnisse IBM-Managern und ausgewählten Kunden präsentierten. Bereits zum dritten Mal suchte IBM für sein Praktikantenprogramm "Extreme Blue" auch in Europa talentierte Studierende, die in Forschungslabors an neuen Produkten tüfteln durften.

Ihre Nervosität hatten die meisten Studenten gut im Griff, als sie ihre Projekte einem ausgewählten Publikum in Amsterdam vorstellten. Schließlich hatten sie ein anstrengendes Auswahlverfahren im Assessment-Center überstanden und rund zwölf Wochen in unterschiedlichen Forschungslabors von IBM gearbeitet. Im deutschen Labor in Böblingen werkelten vier Studententeams etwa an einem neuen Service für Antivirensoftware oder schnelleren Rechnern. "Wir wurden richtig gebabysittet", erzählt ein Praktikant schmunzelnd über die gute Betreuung. Ob Mentor, Intranet oder weltweite Telefonliste - wenn die jungen Forscher auf ein Problem trafen, standen ihnen alle Wege offen, einen Experten im Unternehmen zu finden. "Die Studenten sind sehr selbständig und selbstbewusst; sie haben alle Wege genutzt, an die Informationen zu kommen", erzählt Joachim Stark, Emerging Business Opportunities Executive, IBM Global Services Emea, beeindruckt.

Da die Teams ebenso auf elegante Technik wie auf Marktfähigkeit ihrer Lösung achten sollten, waren sie aus Technikern und Wirtschaftswissenschaftlern gemischt. Eine der Mannschaften aus Böblingen, zu der Daphna Steinbach (25) und Björn Körtner (24) Informatikstudenten aus Karlsruhe, Oliver Bley (23), Informatikstudent aus Jena und Julia Finsterle (28), die in Grenoble einen MBA-Studiengang besucht, gehörten, hatte eine harte Nuss zu knacken. IBM-Manager Stark ließ sie einen neuen Service für Antivirussoftware entwickeln, an die anspruchsvolle Anforderungen gestellt wurden: Sie sollte den Anwender nicht in seiner Arbeit beeinträchtigen und hohe, unternehmensweite Sicherheitsstandards gewährleisten.

Stark war von dem studentischen Lösungsvorschlag "Antivirus Service Grid" begeistert, der nach einem einfachen Prinzip funktioniert: Die Antivirussoftware ist in einzelne Teilsegmente unterteilt, die den Desktop-Rechner nach Viren durchsuchen, wenn der Nutzer entweder eine Pause einlegt oder gerade nicht arbeitet. Statt über längere Zeit Rechenleistung zu binden, durchforstet die Software zeitlich versetzt und in kleinen Etappen den Rechner. Zusätzlich werden die Einzelinformationen über den Sicherheitsstand der einzelnen Desktop-Computer über eine Software in eine Übersicht für den Systemadministrator eingefügt.

Auch Alexander Lang, Mentor Extreme Blue im IBM-Entwicklungszentrum in Böblingen, begeisterten die Studententeams. "Die Teammitglieder haben sich gut ergänzt; einzeln hätten sie die Projekte nicht stemmen können." Manchmal musste er den Elan der Teams sogar etwas bremsen, wenn sie selbst abends lieber im Büro werkeln wollten als nach Hause zu gehen. Für einige haben sich Jobperspektiven ergeben, etwa eine Diplomarbeit bei IBM zu schreiben oder auch eine Festanstellung. "Eigentlich kommen alle Teilnehmer als zukünftige Mitarbeiter in Frage. Mit dem Praxisprogramm können wir aber noch besser sagen, wer zu uns passt", erläutert Werner Staub, Program Manager Extreme Blue. Jetzt liegt es an den Studierenden, ihre geknüpften Kontakte zu nutzen, um bei Big Blue anzuheuern.