IBM kuendigt neue Werkzeuge fuer Smalltalk und C++ an Auch die Mainframe-Entwickler sollen SOM-Objekte produzieren

07.10.1994

MUENCHEN (qua) - Auf allen ihren Plattformen will die IBM kuenftig objektorientierte Sprachen und Werkzeuge anbieten. Mit der neuen Version von Visual Age lassen sich AS/400-Anwendungen in visuellen OS/2- oder Windows-Umgebungen erstellen. Fuer Anfang naechsten Jahres geplant: objektorientiertes Cobol fuer OS/2 sowie ein C++ fuer MVS.

Dreh- und Angelpunkt von IBMs Objekttechnik-Strategie ist das System Object Model (SOM). Wie der Anbieter mitteilt, hat er sich zum Ziel gesetzt, diese urspruenglich fuer OS/2 entwickelte Technik in alle seine Betriebssysteme zu integrieren. SOM ist eine Implementierung der von der Object Management Group (OMG) definierten Common Object Request Broker Architecture (Corba). Das Objektmodell erlaubt es beispielsweise Smalltalk- und C++- Objekten, miteinander zu kommunizieren.

Ohne einen konkreten Termin zu nennen, stellte die in Somers, New York, ansaessige IBM Software Solutions Division jetzt um das SOM erweiterte Ausfuehrungen ihrer Mainframe-Betriebssysteme MVS und OS/400 in Aussicht. Darueber hinaus kuendigte sie fuer ihre MVS- Elefanten einen C++-Compiler und ein SOM-faehiges Cobol an. "Mainframe-Entwickler sollen sich nicht mehr laenger von der objektorientierten Revolution ausgeschlossen fuehlen", informierte die IBM-Presseabteilung die US-Oeffentlichkeit.

Aggressive Preisfindung

Auch fuer OS/2 wird ein objektorientiertes Cobol zu haben sein. Im Maerz kommenden Jahres geht "Cobol for OS/2", in der IBM-Diktion eine visuelle, objektorientierte Sprache fuer den Desktop, in den Betatest. Die SOM-basierten objektorientierten Erweiterungen sind laut Anbieter dieselben wie bei MVS. Auch wenn der Hersteller noch keine Betraege nannte, so kuendigte er doch an, bei der Preisfindung "aggressiv" vorgehen zu wollen. Mit ihrem Desktop-Cobol hat sich die IBM der Konkurrenz durch so etablierte Anbieter wie Micro Focus und Computer Associates zu stellen.

Nicht mehr lange warten muessen OS/2-Entwickler auf die neue Version der Smalltalk-Umgebung Visual Age, die noch im Oktober auf den Markt kommen wird. Das ebenfalls SOM-faehige Client-Server-Tool fuer die visuelle Programmerstellung laeuft nicht nur unter O/2, sondern auch native unter Windows.

Die neue Produktausfuehrung ist in zwei Versionen zu haben: Ein Paket wird fuer Einzelprogrammierer geschnuert, ein anderes ist fuer Development-Teams gedacht, die gemeinsam an Entwicklungsprojekten arbeiten wollen. Fuer den unternehmensweiten Einsatz der oft als monolithisch gescholtenen Programmiersprache Smalltalk sind teamfaehige Entwicklungsumgebungen ein Must.

Darueber hinaus schliesst die Produktfamilie Visual Age 2.0 ein "AS/400 Feature" ein, das es den Anwendern der Teamausfuehrung ermoeglichen soll, auf die Datenbasis der AS/400 zuzugreifen, indem sie auf den Bildschirm ihres PCs ein paar Linien zeichnen oder zwei Icons verbinden. Um diesen Anwendungskomfort zu realisieren, hat die IBM einige Funktionen aus ihrer AS/400-basierten Smalltalk-Umgebung Envy/400 in Visual Age integriert. Applikationen, die mit dem aelteren und noch nicht fuer die visuelle Entwicklung konzipierten Tool erstellt wurden, lassen sich, so der Anbieter, in eine Visual-Age-Umgebung hinueberziehen.