Akademischer Midlife-Kicker für RlSC-Workstation:

IBM integriert Technik-Mikro und Kommerz-PC

19.02.1988

RYE BROOK (IDG) - Die Eigenschaften der PS/2-Familie mit denjenigen der Workstation-Reihe 6150 vereint eine neue Kreation von Big Blue: Das "Academic System" 6152 enthält im Gehäuse eines PS/2-Modells 60 einen über den Mikrokanal angekoppelten RlSC-Chip.

Damit macht erstmals ein konkretes Produkt Gebrauch von den Multiprozessor-Fähigkeiten der Mikrokanal-Architektur. Der neue RISC-Prozessor ähnelt in Leistung und Funktionsumfang dem der Workstation 6150, der ein ähnlicher Verkaufserfolg wie den Personal Computern bis heute versagt geblieben ist.

Der Kombi-Rechner läßt sich unter drei verschiedenen Betriebssystemen betreiben: Für MS-DOS und OS/2 ist der 80286 des PS/2-Teils zuständig, während auf dem RISC-Prozessor IBMs Unix-Implementation Academic Operating System 4.3 läuft. Allerdings nur mit Einschränkungen, wie Bob Mazza, IBMs Entwicklungschef für technisch-wissenschaftliche Rechner, einräumt. "Die Maschine verarbeitet nicht jede AIX-Software, aber die wichtigsten Hochschulanwendungen für die 6150 laufen darauf", erläuterte er. AIX ist das eigens für die 6150 entwickelte Unixähnliche Betriebssystem.

Für die Kommunikation mit Fremdrechnern steht wahlweise ein Ethernet-Controller oder eine Token-Ring-Anbindung zur Verfügung. Außerdem kann die 6152 Daten mit Maschinen austauschen, die TCP/IP unterstützen.

Das Gerät ist ausschließlich für den akademischen Bereich konzipiert und wird nur an solche Kunden verkauft, die für IBMs Schulrabatt in Frage kommen. Ob sie auf dem freien Markt Chancen hätte, bezweifeln Experten: Mit einem Preis von 6400 US-Dollar für eine Basiskonfiguration (20-MB-Festplatte, 2-MB-Arbeitsspeicher) kann der IBM-Zwitter nur schwer mit vergleichbaren Workstations mithalten. Eine Maschine mit ähnlicher Leistung ist auf dem Markt schon für 4000 Dollar zu haben.

Außerdem stößt bereits IBMs architektonischer Ansatz bei Fachleuten auf Skepsis: "Normalerweise würde man eine starke Unix-Maschine mit einer DOS-Zusatzkarte ausstatten", meinte ein Insider, "hier wird das Gegenteil getan und damit die Leistungsfähigkeit des Unix-Teils begrenzt."