US-Händler liebäugeln bereits mit Compaq-Alternative:

IBM-Hinhaltetaktik senkt AT-Nachfrage

26.04.1985

FRAMINGHAM (CW) - Die Verbitterung amerikanischer Distributoren über die kargen Bestände an erweiterten PC-AT-Modellen der IBM wächst. Sollten sich die Auslieferungen weiterhin verzögern, wollen die Händler ihre Kunden auf den AT-kompatiblen Tischrechner der Compaq Computer Corp. umpolen.

Entgegen anderslautenden Berichten (siehe auch CW Nr. 11 vom 15. März 1985, S. 2: "IBM verdoppelt AT-Auslieferung") scheinen die Lieferschwierigkeiten um das AT-Festplattenmodell für den Computerriesen bei weitem noch nicht behoben. Klagt ein US-Händler: "Wir haben bis heute noch keine März-Auslieferung erhalten und befinden uns bereits in der zweiten April-Woche."

Trotz hartnäckiger Dementis seitens der IBM gelten dennoch Fehler bei den 20-MB-Plattenlaufwerken als Ursache für die ständigen Verzögerungen als sicher.

Wie die Computerworld berichtet, zeigt die Verzögerungstaktik der IBM bereits erste Auswirkungen: Die letzte Hiobsbotschaft über eine weitere verspätete Auslieferung um drei Wochen sei nach Aussagen von US-Händlern just in dem Moment eingetroffen, als die Nachfrage für das Produkt anfing zu sinken.

Die Verantwortlichen in den Computerläden scheinen denn auch nicht gewillt, ihre Regale für das IBM-Mikro-Flaggschiff länger zu reservieren (siehe auch CW Nr. 13 vom 29. März 1985, S. 1). Sollte die Produktknappheit anhalten, wollen die Verkäufer die Aufmerksamkeit ihrer Kunden auf das neue Compaq-Tischmodell lenken. Eine Ankündigung des AT-kompatiblen Desktop wird am 30. April 1985 erwartet.