IBM gibt Fahrplan für Micromuse-Integration bekannt

22.02.2006
Netcool-Produktsuite stopft große Lücke im Tivoli-Portfolio.
Al Zollar, Chef von IBMs Tivoli-Sparte
Al Zollar, Chef von IBMs Tivoli-Sparte

Ein Schwachpunkt des Tivoli-Produktspektrums war bislang, dass es außerhalb des Mainframe-Bereichs nur eingeschränkt Werkzeuge für das Management von Netzkomponenten enthielt. Das angebotene Tivoli Netview, ein Ableger von HPs Openview-Technik, griff in dieser Hinsicht zu kurz. Vor mehreren Monaten kündigte IBM deshalb an, diese Lücke mit der Akquisition der Firma Micromuse zu füllen. Micromuse selbst hatte im Juni 2002 den Spezialisten Riversoft samt dessen Discovery Engine zur automatischen Erkennung und Darstellung von Netzknoten gekauft und die Technik in die eigene Netcool-Produktsuite integriert.

Jetzt ist die Micromuse-Übernahme rechtlich abgeschlossen, und IBM gibt einige Antworten auf die Frage, wie man mit den diversen Netz-Management-Produkten künftig verfahren wird. Die reine Geschäftsfusion soll sich demnach ähnlich vollziehen, wie dies schon im April 2004 mit der Eingliederung von Candle und dessen Produkt Omegamon für das Mainframe-Monitoring der Fall war. Die Marke Netcool wird also bestehen bleiben, womit der neue Besitzer dem Umstand Rechnung trägt, dass es weltweit über 1900 Installationen der Software gibt und der Produktname quasi als Synonym für intelligentes Netz-Management gehandelt wird. Welchen Stellenwert IBM dem jüngsten Tivoli-Sproß beimisst, lässt sich auch daran erkennen, dass man die Vetriebsmannschaft für Netcool um 25 Prozent aufstocken will. Außerdem verspricht Al Zollar, Chef der Tivoli-Sparte, dass die Stand-alone-Versionen von Netcool noch über "einen langen Zeitraum" unterstützt werden.

Technisch ist eine Integration von Netcool in das Tivoli Enterprise Portal innerhalb der nächsten sechs Monate vorgesehen. Eine tiefer gehende Systemkopplung ist geplant, wird jedoch 18 bis 24 Monate beanspruchen. Dazu gehört auch die Anbindung der In-Memory-Datenbank von Netcool an Tivolis Change and Configuration Management Database (CCMDB). Langfristiges Ziel ist ein aus allen Produkten abgeleiteter Funktionsbaukasten, der sich zur Verwaltung von verteilten und zusammengesetzten Applikationen nach Bedarf kombinieren lässt. Dann könnten zum Beispiel die Device-Discovery-Fähigkeiten von Netcool mit Tivolis Provisioning- und Change-Management-Funktionen zusammenarbeiten, wenn es etwa darum geht, bestimmte Netzknoten zu suchen und diese neu zu konfigurieren.

Vorerst wird IBM jedoch dabei bleiben, mehrere Produkte für eine Aufgabe wie das Netzwerk-Monitoring anzubieten. So bleibt die vorhandene Mainframe-Lösung Netview for z/OS unangetastet und wird parallel zu Netcool vertrieben. Auch die Netcool-Software Precision wird es weiterhin als Stand-alone-Produkt geben. Geplant ist allerdings eine Einstiegsversion von Precision, die eine erst kürzlich angekündigte Express-Variante von Netview ersetzen soll. Ähnlich verhält es sich im Bereich Netzwerk-Sicherheit, wo IBMs bisheriger Risk Manager im entsprechenden Netcool-Programm Neusecure aufgehen wird.

IBM und Micromuse haben derzeit rund 500 gemeinsame Anwender. Es ist anzunehmen, dass hier schon einiges an Vorarbeit für die genannten Integrationspläne geleistet wurde. (ue)