Neuer US-Steuertarif schönt bei vielen DV-Herstellern die Bilanz

IBM: Gewinnplus dank Dollarkurs und Fiskus

29.01.1988

MÜNCHEN (ujf/lDG) - Die Zeiten, zu denen Big Blues Gewinn höher war als der Umsatz des zweitgrößten DV-Herstellers, sind offensichtlich vorbei. Obwohl die US-Industrie durch die Bank von günstigeren Steuern profitierte und der Dollar-Sturz die Außenumsätze optisch aufwertete, schaffte die IBM nur so eben ein Plus gegenüber 1986 (siehe Grafik).

Mit der Steuerreform machte Uncle Sam 1987 der Industrie ein willkommenes Geschenk. Weit über 300 Millionen Dollar gegenüber dem Tarif von 1986 sparte allein die International Business Machines Corp. im vergangenen Jahr ein. Aber auch Anbieter wie Amdahl, Digital und Unisys konnten sich der fiskalischen Erleichterungen erfreuen. Die im vorläufigen Jahresbericht ausgewiesenen Gewinnsteigerungen stammen bei einer ganzen Reihe von Unternehmen vor allem aus dieser Quelle.

Beim Umsatz war es der Dollarkurs, der die Zahlen in die Höhe trieb. Daher kann beispielsweise die IBM ein um 5,8 Prozent höheres Gesamtergebnis vorzeigen als vor einem Jahr, nämlich 54,2 (51,3) Milliarden Dollar, obwohl sie de facto weniger umgesetzt hat als 1986. Denn der amerikanische Inlandsumsatz - 24,9 Milliarden Dollar - liegt fast um eine halbe Milliarde Dollar unter dem Vergleichswert des Vorjahres.

Mit den restlichen 29,3 Milliarden Dollar entfielen also stattliche 54 Prozent der Gesamteinnahmen auf die Auslandstöchter. Doch in ihren Landeswährungen haben sich die Filialen per saldo nur behauptet: Der vermeintliche Zuwachs um 3,5 Milliarden Dollar entspricht fast exakt den Währungsverschiebungen. Bedenkt man, daß die schnell wachsende IBM Japan Ltd. sich 1987 mit etwa 8,8 Milliarden Dollar vor die Neckar-Dependance an die Spitze schob, sind für die Europa-Filialen eindeutig rückläufige Ergebnisse zu erwarten.

Deutlich zufriedener als Big Blue kann die Digital Equipment Corp. auf das Jahr 1987 zurückblicken. DEC übersprang im Kalenderjahr erstmals die 10-Milliarden-Dollar-Marke und behauptete damit seinen Rang als zweitgrößtes US-Unternehmen der Branche. Das Jahr, bestehend aus den beiden Halb-Geschäftsjahren Januar bis Juni (1986/87) und Juli bis Dezember (1987/88), bescherte den Maynardern einen Umsatz von 10,4 (Vorjahr: 8,4) Milliarden Dollar. Wegen der Dollar-Talfahrt dürfte übrigens der Platz zwei in den USA mit dem Weltranglisten-Zweiten nicht mehr identisch sein. Fujitsu soll 1987 diese begehrte Position erreicht haben. Die Zahlen werden in Kürze veröffentlicht.

Der einzige Konkurrent um den Titel des größten Nicht-IBMers in der amerikanischen DV-Industrie, die Unisys Corp., verfehlte die magische Umsatzgrenze um 0,3 Milliarden Dollar. Allerdings wächst das Burroughs-Sperry-Kunstgebilde schneller als der VAX-Macher. Der Sprung von 7,4 auf 9,7 Milliarden Dollar entspricht einem Plus von 31 Prozent, während DEC nur 24 Prozent zulegte. Bei der Umsatzrendite erholte sich Unisys von den Fusionsfolgen - sie erreichte knapp sechs Prozent nach einem leichten Verlust für das Jahr 1986.

Als Gewinner des Jahres 1987 kann sich jedoch die Amdahl Corp. fühlen. Der Hersteller IBM-kompatibler Mainframes machte einen phänomenalen Satz nach vorn und verbesserte sich um mehr als die Hälfte, nämlich von 0,97 auf 1,51 Milliarden Dollar. Der Gewinn verdreifachte sich gar auf 146 Millionen Dollar, so daß der in den vergangenen Jahren ertragsschwache PCMer bei der Umsatzrendite von 4,3 Prozent auf IBMs solide 9,7 Prozent gleichzieht.

Der auf Unix-Pfaden wandelnde Ex-Registrierkassenkonzern NCR kann mit 15,5 Prozent Umsatzplus (auf 5,6 Milliarden Dollar) durchaus behaupten, auch unabhängig vom Währungsrutsch gewachsen zu sein. Der Gewinn lag mit 419 Millionen Dollar um 24 Prozent über dem Wert von 1986.

Computervision-Interessent Prime, ein sehr exportorientiertes US-Unternehmen, blieb hingegen mit 11,2 Prozent Steigerung auf 961 Millionen Dollar Umsatz im Rahmen. Allerdings kletterte die Rendite auf 6,8 (5,5) Prozent der Einnahmen beziehungsweise auf 65 Millionen Dollar.

Der beginnende Boom bei Unix-Workstations förderte übrigens sichtbar die Genesung eines bedeutenden Zulieferanten. Dem Elektronikriesen Motorola, Hersteller der 680X0-Prozessoren, gelang 1987 eine Umsatzsteigerung von 5,9 auf 6,7 Milliarden Dollar. Dabei schnellte der Profit des Unternehmens um 58 Prozent hoch auf 308 Millionen Dollar.