IBM fährt bei Lotus Notes zweigleisig

12.09.2002
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Lotus -Chef Al Zollar kündigte Anfang des Jahres an, Notes/Domino werde zukünftig auf Java 2 Enterprise Edition (J2EE) und der DB2-Datenbank beruhen. Auf der gleichen Veranstaltung wurde diese Aussage abgeschwächt, indem IBM -Verantwortliche eine Java-Zukunft auf Basis des bestehenden Produkts in Aussicht stellten. Diese Unklarheiten betreffen unmittelbar das zukünftige Verhältnis von Websphere und Notes - ein Thema, das Anwender hierzulande schon seit geraumer Zeit verunsichert. Janette Horan, IBM Vice President for Worldwide Development and Support Lotus Software, nahm im Gespräch mit den CW-Redakteuren Wolfgang Miedl und Wolfgang Sommergut zu diesen Fragen Stellung.
Janette Horan (Foto: CW)
Janette Horan (Foto: CW)

CW: Womit dürfen Notes-Anwender denn nun rechnen: mit einer Neuentwicklung von Domino auf Basis von J2EE, oder einer bloß verbesserten Java-Unterstützung des bestehenden Produkts?

HORAN: Wir haben in den letzten Jahren den monolithischen Domino-Server um zahlreiche Internet-Standards ergänzt und so für neue Anwendungen geöffnet. Mit Java und Web-Services können wir diesen Kurs fortsetzen und so Kernkomponenten von Domino von außen zugänglich machen. Ein wesentlicher Aspekt unserer Strategie besteht also darin, dass Notes-Anwendungen mit Applikationen koexistieren können, die auf Basis eines J2EE-Servers entwickelt werden. Der Domino-Server, wie wir ihn heute kennen, wird weiterentwickelt und um neue Funktionen ergänzt. Etwa 18 Monate nach der Version 6, die in Kürze freigegeben wird, wollen wir bereits das nächste größere Release auf den Markt bringen.

Parallel dazu arbeiten wir an einem Projekt unter dem Codenamen „Nextgen“. Dort verfolgen wir das Ziel, unsere reichhaltige Collaboration-Software in Form von Komponenten und Services auf eine J2EE-Infrastruktur zu bringen. Wir denken dabei an die Funktionalität von Produkten wie „Quickplace“, „Sametime“ oder den „Knowledge Discovery Server“.

Unsere Java-Notes-Strategie folgt somit zwei Pfaden: dem der Koexistenz und jenem der Parallel-Entwicklung. Bei der Nutzung von Domino benötigt man zusätzlich einen Java-Server, man hat es also mit zwei Servern zu tun. Dem gegenüber implementiert Nextgen seine Collaboration-Fähigkeiten nativ auf einer J2EE-Plattform.