IBM ersetzt 3900 Server durch 30 Mainframes

01.08.2007
IBM ersetzt in seinen eigenen Rechenzentren 3900 Server durch 30 Mainframes, um Strom zu sparen und zu beweisen, dass Großrechner alles andere als im Aussterben begriffen sind.

Die Ankündigung ist die erste praktische Umsetzung des im Mai vorgestellten "Project Big Green", in dessen Rahmen IBM jährlich eine Milliarde Dollar ausgeben will, um seine Energieeffizienz zu verbessern. Durch die Konsolidierung auf System-z-Großrechner unter Linux will der Konzern seine Stromrechnung um 80 Prozent und seine Gesamtkosten um 250 Millionen Dollar senken.

Große Unternehmen arbeiten seit mehr als 40 Jahren mit Mainframes, wandten sich aber im Laufe der Geschichte verstärkt zunächst Minicomputern und dann verteilten Servern zu, was das "Big Iron" zunehmend ins Abseits drängte. Die wachsende Sorge um Energiekosten will IBM nun aber offensichtlich wieder nutzen, um mehr Großrechner an den Kunden zu bringen.

Viele kleinere Server, auf denen nur eine Applikation läuft, sind im Durchschnitt nur zu zehn bis 20 Prozent ausgelastet. Mainframes hingegen erreichen laut IBM-Fellow Bernie Meyerson, Vice President of Strategic Alliances and Chief Technologist, eine durchschnittlichen Auslastung von 80 Prozent. Auch sei die Virtualisierung, bei der ein System zwecks Erhöhung der Auslastung in mehrere logische Server aufgeteilt werde, schon vor Jahrzehnten auf dem Großrechner erfunden worden.

Wenn 30 Mainframes bei der IBM die Arbeit von 3900 Servern übernehmen könnten, dann könne auch jedes andere Unternehmen die Anzahl seiner Server und den Bedarf nach mehr Rechenzentrumsfläche in ähnlicher Weise reduzieren, sagt Meyerson. "In vielen großen Städten bekommt man kein einziges weiteres Elektron mehr", so der IBM-Technologe. "Mit Mainframes entfällt der Zwang, mehr Rechenzentren zu bauen und Kraftwerke, um diese zu füttern."

Im Rahmen von "Project Big Green" arbeiten IBM-Forscher natürlich auch schon in vollkommen virtualisierten Umgebungen.
Im Rahmen von "Project Big Green" arbeiten IBM-Forscher natürlich auch schon in vollkommen virtualisierten Umgebungen.
Foto: IBM

Das Großrechner-Projekt der IBM wird nach Einschätzung des Analysten Mike Kahn von der Clipper Group der Plattform neue Aufmerksamkeit und den ein oder anderen Kunden dazu bringen, neu über den Einsatz von Mainframes nachzudenken. "Viele Leute können sich nicht vorstellen, dass der 'Dinosaurier' immer noch die wirtschaftlichen Vorteile hat, um das zu liefern", sagt der Experte. Aus Kahns Sicht erreichen Big Blues Großrechner gegenüber Standard-Servern weitere Kostenvorteile durch ihre Spezialprozessoren, die IBM etwa für den Betrieb von Linux ("IFL"), Java-Applikationen ("Zip") oder DB2-Datenbanken ("Zap") anbietet.

Aber auch wenn IBMs Projekt neue Aufmerksamkeit auf den Mainframe lenken werde, sei die Plattform doch längst nicht für alle Anwender geeignet, gibt Charles King zu bedenken, Analyst bei Pund-IT Research. Die Nutzer hätten sich schließlich nicht zuletzt deswegen für verteilte Server entschieden, weil diese günstiger seien. "Eine Distributed-Server-Umgebung gibt Anwendern eine enorme Menge Rechenleistung in die Hand für deutlich weniger Geld", so King.

IBMs Hauptwettbewerber Hewlett-Packard steckt gerade mitten in seinem eigenen Data-Center-Konsolidierungsprojekt, in dessen Rahmen das Unternehmen die Zahl seiner Rechenzentren von zuvor auf nur noch sechs reduzieren will. IBM hatte diesen Schritt schon früher absolviert und seit 1997 die Anzahl seiner RZs von 155 auf sieben verringert. (tc)