"Handelsblatt"

IBM Deutschland könnte tausende Jobs "verflüssigen"

01.02.2012
Von  und


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
Thomas Cloer war Redakteur der Computerwoche.

Pilotprojekt in Deutschland

Doch möglicherweise wurde Deutschland noch aus einem weiteren Grund für das Pilotprojekt für mehr Flexibilität ausgewählt. IBM hat sich in den vergangenen Jahren immer in Länderorganisationen mit Problemen experimentierfreudig gezeigt. Anfang der 90iger Jahre startete der Konzern etwa in Großbritannien ein Erneuerungsprogramm, nachdem die Niederlassung in wirtschaftliche Bedrängnis geraten war. Dort probte man den flexiblen Arbeitsplatz und das Ausgliedern von Sparten in eigenständige Geschäfteinheiten, anfangs mit erheblichen Problemen und hoher Fluktuation. Die gewonnenen Erfahrungen nutzte IBM später, um das Modell weltweit einzuführen. Ob ähnliche Gründe auch in den aktuellen Plänen eine Rolle gespielt haben, ist offen. IBM nennt grundsätzlich keine auf Länder bezogenen finanziellen Eckdaten, die Branche munkelte aber schon seit längerem über Schwierigkeiten der deutschen Dependance.

Verdi-Verhandlungsleiter Stach dementiert das jedoch: "IBM hat im vergangenen Jahr einen deutlichen Gewinn und eine ordentliche Marge gemacht. Es wäre falsch, zu behaupten, IBM habe wirtschaftliche Probleme", sagte er gegenüber der COMPUTERWOCHE. Auch für Stach sind die nun öffentlich gewordenen Pläne Teil eines langfristig angelegten Programms, feste Arbeitsverhältnisse durch einen Pool an Freelancern zu ersetzen. Das ist nicht neu, diesbezügliche Überlegungen gibt es offenbar seit Jahren innerhalb der Organisation. "Wir sind uns sicher, dass irgendetwas derartiges passieren wird, über Ausmaß und Zeitpunkt wurden wir bislang nicht informiert", kommentierte er die bislang nicht bestätigten Meldungen. "Es wird Zeit, dass die Geschäftsleitung für Klarheit und Ruhe sorgt."