Upgrade beinhaltet volle LU6.2-Unterstützung

IBM bringt Netview 2.3 erst zum Jahresende in den Handel

03.07.1992

WHITE PLAINS (IDG)-Gut ein halbes Jahr nach der Ankündigung von Netview 2.3 hat Big Blue nun den Auslieferungstermin für das neue Release seiner Netzwerk-Management-Software bekannt gegeben. Demnach müssen sieh die Anwender noch bis Dezember gedulden. Das lange Warten soll sich jedoch lohnen. IBM zufolge beinhaltet die neue Netview-Version erweiterte Korrekturfunktionen sowie Features, mittels derer auch nicht SNA-konforme Komponenten verwaltet werden können.

Zu den wichtigsten Neuerungen von Netview 2.3 gehört der Resource Object Data Manager (RODM), ein speicherresidentes Tool, das den Status von Netzkomponenten in Echtzeit nachvollziehen kann. Dadurch werden laut IBM automatische Fehlerkorrekturen bei auftretenden Störungen im Netz ermöglicht. Durch das RODM-Prinzip erfolgt gleichzeitig die Abkehr von der bisherigen ereignisabhängigen Verfahrensweise, bei der im Fehlerfall zunächst von einer statischen Datenbank geprüft werden muß, welche Maßnahme oder welches Korrekturverfahren in Frage kommt.

Neben den bereits im Herbst 1991 angekündigten Features soll die neue Netview-Version Ethernet- und Frame-Relay-Topologien verwalten können sowie eine unbegrenzte Anzahl von Konsolen zulassen. Darüber hinaus ist ein variierbares 3270-Interface vorgesehen. Mit zum Leistungsumfang des neuen Releases werden auch Funktionen gehören, mit denen sich nicht SNA-konforme Strukturen überwachen lassen. Dazu zählen eine spezielle OS/2-Workstation Software für die Kommunikation mit Netview über ein grafisches User-Interface sowie die Unterstützung des Hardware unabhängigen Datenaustauschprotokolls LU6.2.

Vor allem letzteres könnte nach Ansicht vieler Analysten und Software-Entwickler den Anwendern bessere Möglichkeiten an die Hand geben, nicht in die SNA-Hierarchie eingebundene DV-Strukturen zu verwalten. Von seiten der Entwickler wird in diesem Zusammenhang besonders hervorgehoben, daß es mit der Netview-Kompatibilität zu LU6.2 nun auch für Drittanbieter einfacher werde, Management-Lösungen für Netview-Applikationen zu entwickeln.

Volle LU6.2-Unterstützung schließt Lücke bei Netview

In ihrer nicht SNA-gebundenen Netz-Management-Strategie schließt IBM jedenfalls eine erhebliche Lücke, da Netview 2.2 bisher nur über begrenzte LU6.2-Features verfügte. So können Netzadministratoren künftig "RUNCMD"-Befehle erteilen, womit über eine LU6.2 Session entfernt angeschlossene Geräte, die nicht von IBM stammen, überwachbar sind.

Außerdem ersetzt LU6.2 die bisher übliche Verbindung von System Services Control Points (SSCP) mit physikalischen Einheiten. Die Aufgabe des SSCP ist bis jetzt, Netz-Management Informationen von IBM-fremden Systemen in Netview-kompatible Formate umzuwandeln und an Netview weiterzugeben. Die Weitergabe erfolgt gegenwärtig noch über das Network Management Vector Transport Protocol von IBM, das mit dem neuen Release von Netview hinfällig wird.

In Zukunft soll die Kommunikation über LU6.2 auch nicht mehr nur in einer Richtung laufen. Die bis jetzt aktuelle Netview-Version läßt nämlich nur die Meldung von Management-Informationen und Alarmen der Downstream-Geräte an Netview, nicht aber eine Reaktion des Netzwerk-Management-Systems von IBM zu, weil die bidirektionale Kommunikation bisher nicht unterstützt wurde.