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IBM bringt Deutschland in der Top 500 nach vorn

28.06.2006
Der schnellste Computer der Welt ist zum vierten Mal in Folge die Rechenanlage "BlueGene/L" von IBM.

Der US-Supercomputer erledigt 280,6 Billionen Rechenschritte pro Sekunde (Teraflops) und ist damit rund 35.000 Mal schneller als ein leistungsfähiger PC. Deutschland hat es auf der am Mittwoch in Dresden veröffentlichten Weltrangliste der Supercomputer erstmals seit fünf Jahren wieder unter die ersten zehn geschafft: Das IBM-System "JUBL" (Jülich BlueGene/L) des Forschungszentrums Jülich belegt mit 37,3 Teraflops Rang acht auf der "Top-500"-Liste.

JUBL ist nach Angaben des Jülicher Zentrums der weltweit schnellste frei zugängliche Computer für die Forschung. Anders als bei vielen Universitätscomputern können dort Wissenschaftler aus aller Welt Rechenzeit beantragen, die Projekte wählt ein wissenschaftlicher Beirat aus. Die Anlage dient unter anderem der Medizin, der Umweltforschung und der Erforschung der Geschichte des Universums. In Europa ist nur ein Rechner schneller: Der Supercomputer "Tera-10" des französischen Herstellers Bull wird von der französischen Atomenergiebehörde genutzt. Mit einer Rechenleistung von 42,9 Teraflops rangiert er weltweit auf dem fünften Platz.

Der US-Spitzenreiter Blue Gene/L steht im Lawrence Livermore National Laboratory in Kalifornien im Dienst der US-Atomsicherheitsbehörde NNSA. Die Anlage führt die Weltrangliste mit großem Abstand an und ist bis heute das einzige System, das die Leistung von 100 Teraflops übertroffen hat. Der schnellste Verfolger, ein IBM-Rechner am firmeneigenen Thomas J. Watson Research Center im US-Bundesstaat New York, kommt gerade einmal auf 91,3 Teraflops.

Die aktuelle Ausgabe der Liste der 500 schnellsten Supercomputer wurde zum Auftakt der 21. internationalen Supercomputerkonferenz (ISC) in Dresden veröffentlicht. Die Fachtagung verzeichnet nach Worten von Konferenzchef und Top-500-Mitherausgeber Hans Werner Meuer (Universität Mannheim) einen Teilnehmerrekord: Mehr als 800 Experten aus Europa, Asien und Nordamerika seien vertreten. Beim Entwickeln einer neuen Leistungsklasse der Superrechner seien in Japan und den USA große Fortschritte gemacht worden, sagte Meuer. Dennoch werde der kalifornische Blue Gene/L vermutlich auch die nächsten Ausgaben der zweimal jährlich veröffentlichten Top-500-Liste weiter anführen.

Insgesamt hat Deutschland in Europa mit jetzt nur noch 17 Supercomputern auf der Liste gegenüber Großbritannien (35 Systeme) an Boden verloren. Noch vor einem Jahr führte Deutschland mit 40 Anlagen vor 32 britischen Systemen. Europa wurde nach Angaben der Top-500-Herausgeber zudem mit nur noch 83 Systemen inzwischen von Asien überholt, wo 93 der Anlagen stehen. Die USA führen bei der Nutzung der Hochleistungsrechner mit 298 der 500 Supercomputer.

Supercomputer sind heute jedoch nach Ansicht von SAP-Vorstand Peter Zencke keine exklusiven Werkzeuge ziviler oder militärischer Forschungszentren mehr. Hochleistungsrechner seien bereits für viele Institutionen erschwinglich, sagte Zencke zum ICS-Auftakt. "Die Hardware-Bausteine können sie um die Ecke kaufen, da müssen nicht viele Millionen Euro investiert werden." Für die wachsenden Datenmengen seien solche Rechner auch unerlässlich, betonte Zencke. "Das betrifft nicht nur die Forschung, das reicht auch ins tägliche Geschäftsleben hinein." (tc)