IBM bringt den "Microsoft-freien Desktop"

04.12.2008
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Die Kombination aus Linux, Virtualisierung und Lotus-Software soll für Firmen günstiger sein als normale PCs.

Mit einer unerwarteten Attacke versucht IBM, Microsoft die Show am Arbeitsplatz zu stehlen. Für Unternehmenskunden hat der Konzern eine Windows-Alternative aufgelegt. Der "Virtual Linux Desktop" kombiniert Desktop-Virtualisierung, Linux sowie den Lotus Open Collaboration Client. Letzterer besteht aus Office- und Groupware-Programmen wie "Lotus Symphony", "Sametime" und "Notes". Bei Symphony handelt es sich um eine Bürosuite, die auf dem Quellcode des quelloffenen Programmpakets Open Office basiert und ähnliche Funktionen bietet wie Microsoft Office. Bereitgestellt werden die virtualisierten Softwarefunktionen dem einzelnen Nutzer über einen zentralen Linux-Server. Lokale Programme am PC sind nicht erforderlich.

IBM nutzt die Virtualisierungssoftware "Virtual Enterprise Remote Desktop Environment" (Verde) von Virtual Bridges sowie das populäre "Ubuntu" von Canonical.

Offensichtlich hofft der IT-Konzern, angesichts des Kostendrucks bei den Anwendern und der Fortschritte im Bereich Desktop-Virtualisierung Kunden endlich ins Thin-Client-Lager ziehen zu können.

Alles wird billiger - verspricht IBM

Die Preise für den Virtual Linux Desktop liegen je nach Software und Service-Level zwischen 59 und 289 Dollar. IBM schätzt, dass Unternehmenskunden jährlich zwischen 500 und 800 Dollar je Arbeitsplatz einsparen könnten, wenn sie auf diese Lösung statt auf einen PC mit Windows Vista, Microsofts Office-Paket sowie Collaboration-Tools setzten.

Ein einziger Server im Back Office könne Dutzende virtuelle PCs beherbergen, heißt es, am Arbeitsplatz werde nur ein Thin Client zum Preis von maximal 200 Dollar oder ein alter, eigentlich schon ausgemusterter PC, der sich als dummes Terminal nutzen lasse, benötigt. Im Vergleich zu einem modernen Vista-PC spart jeder virtuelle PC laut IBM 250 Dollar Hardwarekosten und zwischen 60 und 220 Dollar jährlich an Aufwendungen für Strom und Klimatisierung. Zudem erleichtere es Administration und Upgrade der Software, wenn diese zentral betrieben werde.

Dass IT-Unternehmen versuchen, Microsofts Dominanz am Frontend mit einem Thin-Client-Modell zu schwächen, ist nicht neu. IBM rechnet sich trotzdem Chancen aus, weil die Funktionalität der verwendeten Open-Source-Software sich kaum noch von der der Microsoft-Welt unterscheide und Firmen derzeit für Sparmaßnahmen offen seien. (hv/fn)

Woraus besteht der Virtual Linux Desktop?

IBM Open Collaboration Client

E-Mail-Kalender, Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Funktionen zur Teamarbeit auf Basis von Lotus Symphony und Notes.

Verde von Virtual Bridge

Das Virtual Enterprise Remote Desktop Environment (Verde) ist ein auf Linux aufsetzendes Server-System, das einen virtualisierten Desktop bereitstellt.

Verfügbarkeit

Ab sofort.