Drittanbieter von ClCS-Tools müssen mit Vorstoß des Marktführers rechnen:

IBM-Bonus kann Wettbewerb entscheiden

25.09.1987

FRAMINGHAM/MÜNCHEN (CW) - Big Blue ist drauf und dran, eine weitere Software-Nische mit Beschlag zu belegen: Nach Meinung von US-Analysten ist zwar das IBM-eigene "CICS Performance Analysis Reporting Systems" (Pars) trotz zahlreicher Verbesserungen langsamer als die Produkte anderer Anbieter; doch die Erfahrung zeige, daß solch ein Vorsprung den Konkurrenten langfristig nichts nütze.

"Transaktionsverarbeitung ist zur Zeit ein heißumkämpftes Gebiet, und CICS ist hier die stärkste Waffe" äußerte Herb Gepner von der Datapro Research Corp., Delran/New Jersey, gegenüber der COMPUTERWORLD. Er rechne damit, daß die IBM hier agressiv vorgehen werde. "CICS Pars mag den Produkten der unabhängigen Anbieter unterlegen sein, aber die IBM-Produkte fangen oft auf diese Weise an und stehen am Ente besser da als die Konkurrenz," erläuterte der Marktbeobachter.

CICS Pars/MVS ist für CICS Release l.7 ausgelegt und seit etwa anderthalb Jahren verfügbar. Die Software wurde bereits einige Male verbessert. Aber die Stärke des Produkts besteht nach Ansicht der Experten weniger in diesen Verbesserungen als vielmehr in einem Faktor, der unabhängig von der Qualität des Produkts wirksam ist: Bei den Anwendern spiele die Tatsache, daß "Pars" vom selben Hersteller stammt wie CICS, eine beachtliche Rolle.

Darüber hinaus sei das Preis/Leistungs-Verhältnis des Performance-Monitors gegenüber älteren, batchorientierten Produkten, erstaunlich günstig. Darin sehen die Marktbeobachter Anzeichen dafür, daß Big Blue sich verstärkt um diesen bislang vernachlässigten Winkel seines Imperiums kümmern will. Die Drittanbieter sind bereits sensibilisiert, halten das IBM-Produkt jedoch noch nicht für eine ernstzunehmende Konkurrenz. Sie verweisen auf die eingeschränkten Möglichkeiten von CICS Pars und auf die spezielle Auslegung der eigenen Erzeugnisse.

Hinter vorgehaltener Hand weisen die "Unabhängigen" immer wieder darauf hin, daß mit der Performance-Kontrolle "die IBM sich selber ein Bein" stelle. "Mit einem guten Performance-Monitor ist es doch viel schwerer, Überkapazitäten im Hardware-Bereich loszuwerden", lautet eine der Formulierungen.

Offizielle IBM-Antwort darauf: "In Einzelfällen mag es vorkommen, daß bei uns der Softwareproduzent dem Hardwarehersteller Konkurrenz macht. " Im Gefolge des "verbesserten Preis/Leistungs-Verhältnisses" auf dem Hardwaremarkt sei dieser Widerstreit jedoch "nicht mehr so kritisch zu sehen wie früher". Außerdem könne eine hardwareseitige Kapazitätssteigerung zumeist nicht ein System-Tuning auf der Softwareseite ersetzen.