Schwache Quartalsbilanz

IBM bleibt weiter auf Schrumpfkurs

20.01.2016
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Auch im Abschlussquartal 2015 verbuchte IBM rückläufige Einnahmen und Gewinne. Die neuen Geschäftsfelder rund um Cloud und Analytics können die Einbrüche in den klassischen Sparten Hardware, Software und Services noch nicht auffangen.

Der Umbau des IBM-Geschäfts fordert weiter seinen Tribut. Wie schon in den 14 Quartalen zuvor waren auch im Abschlussquartal 2015 Umsatz und Gewinn rückläufig. Die Einnahmen beliefen sich von Oktober bis Dezember weltweit auf gut 22 Milliarden Dollar - ein Minus von 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Gewinn brach sogar um 18,6 Prozent auf knapp 4,5 Milliarden Dollar ein. Trotz der schlechten Zahlen, kam der Traditionsanbieter noch einmal mit einem blauen Auge davon: Mit seinen Zahlen übertraf IBM die Erwartungen der Analysten. Die hatten im Vorfeld mit einer noch schlechteren Bilanz gerechnet.

Wie vielen anderen US-amerikanischen IT-Anbietern macht auch IBM der starke Dollar zu schaffen, der die eigenen Produkte und Services im Ausland teurer macht. Ohne diese Währungseffekte hätte der Umsatzrückgang IBM zufolge nur bei rund zwei Prozent gelegen. Spürbar aufs Geschäft schlagen die hohen Preise vor allem in den sich entwickelnden Märkten, die zudem immer stärker in konjunkturelle Turbulenzen geraten. In den BRIC-Staaten Brasilien, Russland, Indien und China brach der IBM-Umsatz sogar um 21 Prozent ein.

Im gesamten Geschäftsjahr 2015 schrumpfte der Umsatz von knapp 92,8 um 11,9 Prozent auf gut 81,7 Milliarden Dollar. Allerdings verbesserte sich der Profit unter dem Strich um 9,7 Prozent von 12,0 auf 13,2 Milliarden Dollar. Insgesamt mache IBM gute Fortschritte beim Umbau seines Geschäfts, bemühte sich IBM-Chefin Virginia "Ginni" Rometty Zuversicht zu verbreiten. Die strategischen Geschäftsfelder Cloud, Analytics, Mobile, Social und Security seien im vergangenen Geschäftsjahr um 26 Prozent auf ein Volumen von knapp 29 Milliarden Dollar gewachsen und würden mit 35 Prozent bereits mehr als ein Drittel zum Gesamtumsatz beitragen.

Das reicht allerdings noch nicht, um die Rückgänge in den klasssichen Geschäftsbereichen aufzufangen. Das Softwaregeschäft, einst als großer Hoffnungsträger gepriesen, verzeichnete im vierten Quartal 2015 einen Umsatzrückgang von 11 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 6,8 Milliarden Dollar, das Global-Technology-Services-Geschäft reduzierte sich um sieben Prozent auf 8,1 Milliarden Dollar und das Hardwaregeschäft belief sich auf 2,4 Milliarden Dollar, ein Prozent weniger als noch vor einem Jahr. IBM zufolge verbesserten sich allerdings die Einnahmen im Mainframe-Geschäft um 16 Prozent. Absolute Zahlen für dieses Segment wollte der Hersteller jedoch nicht verraten.

Derzeit ist noch nicht abzusehen, wie lange IBM noch in der Abwärtsspirale stecken wird. "Wir bauen ein großes Unternehmen um", sagte Chief Financial Officer (CFO) Martin Schroeter. "Und wir haben immer gesagt, dass dies eine gewisse Zeit braucht." Im vergangenen Jahr hatte IBM sein Geschäft mit Intel-Standard-Servern an den chinesischen Hersteller Lenovo verkauft und seine Chip-Sparte an Globalfoundries abgestoßen. Mit dem Rückzug aus diesen wenig lukrativen Geschäftsfeldern arbeitet der Konzern gleichzeitig mit Hochdruck daran, andere Bereiche wie das Cloud-Geschäft und die Analytics-Sparte rund um das selbstlernende Cognitive-Computing-System Watson auszubauen. Das erfordert allerdings zunächst einige Anstrengungen und Investitionen. Beispielsweise hat IBM erst vor wenigen Wochen bekannt gegeben, in München ein neues weltweites Zentrum für die Entwicklung von Watson-Technologien aufzubauen.

Zudem sorgt der Umbau auch intern für Unruhe. Beispielsweise rumort es in der IBM-Chefetage. Neben dem langjährigen Softwarechef Steve Mills haben kürzlich auch Danny Sabbah, Chief Technology Officer (CTO) für den Cloud-Bereich, und Brendan Hannigan, General Manager für die Security-Sparte, dem Konzern den Rücken gekehrt.