IBM auf dem Weg zum Servicekonzern

18.01.2006
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Vieles spricht dafür, dass sich IBM auch in den kommenden Jahren breit im Markt aufstellt - mit Hardware-, Software- und Serviceprodukten. Hinzu kommt die Finanzsparte Global Financing, die zu den profitabelsten im Konzern gehört. Mit dem ausufernden Portfolio bleiben dem Branchenprimus aber auch viele Probleme, beispielsweise die mühsame Integration zugekaufter Unternehmen.

Noch immer gebe es Reibungsverluste zwischen dem Softwarevertrieb und den IGS-Verkäufern, berichtet Forrester-Analyst Matzke. Als unabhängiger Integrator und Großabnehmer könne die Serviceorganisation auch außerhalb der IBM zu günstigen Konditionen einkaufen. Entgegen anders lautenden Berichten der IBM seien auch die Integrationsprobleme innerhalb von IGS noch nicht gelöst. So sollen die PWCC-Berater konzernweit als "Corporate Account Manager" erster Ansprechpartner des Kunden sein und zugleich als Türöffner für andere IBM-Produkte dienen. Matzke: "Das funktioniert längst nicht in allen Fällen." Noch immer begegne er Kunden, die ihm 20 oder 30 Visitenkärtchen von IBMern vorlegten, die in den letzen zwölf bis 18 Monaten Verkaufskontakte knüpfen wollten.

"Die PWCC-Übernahme hat sicher mehr Probleme bereitet als angenommen", kommentiert auch Praxmarer. Vor allem das Thema Account-Kontrolle - sprich: wem gehört der Kunde ?- habe sich als schwierig erwiesen. Nach seiner Einschätzung waren derartige Integrationsprobleme zu erwarten; heute seien sie größtenteils gelöst. Der Spagat zwischen IT-Infrastruktur- und Serviceanbieter werde IBM künftig sogar besser gelingen. Wenn IGS beispielsweise ganze Geschäftsprozesse der Kunden übernehme, gehöre auch die Infrastruktur dazu. In solchen Fällen spare sich der Konzern den Vertriebsaufwand für die Produkte.

Dass IGS mit den diversen Produktlinien im Rücken weniger als unabhängiger Berater gesehen wird als klassische Dienstleister, glaubt IBM-Manager Hartmann nicht: "Der Kunde hat verstanden, dass er am Ende die Auswahl hat". Auch andere Berater, beispielsweise Accenture, unterhielten enge Beziehungen zu Produktanbietern wie Microsoft. Insofern relativiere sich der Anspruch der Herstellerneutralität.