IBM auf dem Weg zum Servicekonzern

18.01.2006
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Seit 1995 übernahm IBM fast ausschließlich Software- und Serviceanbieter. Unrentable Hardwaresparten verkaufte das Management.
Seit 1995 übernahm IBM fast ausschließlich Software- und Serviceanbieter. Unrentable Hardwaresparten verkaufte das Management.

Angesichts der gravierenden Veränderungen im Markt für Enterprise-Software - Stichwort Service-orientierte Architekturen (SOA) - lässt sich die Zukunft der IBM-Sparte schwer prognostizieren. Im Zentrum der Strategie steht der Middleware-Stack rund um "Websphere", den IBM durch Zukäufe weiter ausbauen will. Gartner-Experten sehen darin die Basis für das nächste Software-"Ökosystem". Nach ihrer Ansicht dreht sich die entscheidende Schlacht um den Markt für Service-oriented Business Applications (Soba). In diesem Szenario kämpften vier Branchenschwergewichte um eine umfassende Kontrolle des Business Computing, so Smith: SAP, Oracle, Microsoft und IBM. Bis zum Jahr 2009 werden diese Anbieter den Markt für integrierte Business-Anwendungen und Infrastruktur dominieren, lautet seine Prognose.

Wie gut IBM dabei abschneidet, ist offen. In den enger definierten Markt für Business-Anwendungen wie ERP und CRM will der Konzern erklärtermaßen nicht einsteigen. Die blauen Strategen setzen stattdessen auf Partnerschaften. Gleichwohl konkurriert IBM mit Applikationsanbietern vom Schlage SAP und Oracle, wenn es um komponentenbasierende Business-Funktionen geht, die sich als Services nutzen lassen. Einfacher ausgedrückt: Im Kampf um die Plattformen für Service-orientierte Architekuren (SOA) muss sich IBM mit Microsoft, SAP und Oracle messen, aber auch mit Middleware-Spezialisten wie Bea Systems. Die klassischen Standardsoftware-Anbieter können in diesem Segment ihre Vorteile ausspielen, so Smith. Erfolgsentscheidend für IBM werde sein, wie gut es dem Konzern gelinge, eigene Konzepte wie das Component Business Model (CBM) oder Service-oriented Modeling and Architecture (SOMA) einzusetzen.

Linux-Engagement soll Microsoft in Schach halten

Weniger gravierende Veränderungen erwarten professionelle Beobachter im Datenbankmarkt, den IBM gemeinsam mit den Erzrivalen Oracle und Microsoft kontrolliert. Eine Konstante in der IBM-Strategie dürfte auch das Bekenntnis zu Open-Source-Software sein. Ab dem Jahr 2008 werde IBM Linux zu seiner primären Unix-Strategie entwickeln, erwartet Gartner. Von dem quelloffenen Betriebssystem profitiert IBM in mehrfacher Hinsicht. Zum einen läuft das System auf sämtlichen Server-Plattformen, zum anderen hilft es Big Blue, den strategischen Konkurrenten Microsoft in Schach zu halten.