IBM auf dem Weg zum Servicekonzern

18.01.2006
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Wolfgang Herrmann war Editorial Manager CIO Magazin bei IDG Business Media. Zuvor war er unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO und Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Matthias Hartmann, IBM Deutschland: "Technik und Business verschmelzen. An diesem Punkt ist IBM dem Wettbewerb voraus."
Matthias Hartmann, IBM Deutschland: "Technik und Business verschmelzen. An diesem Punkt ist IBM dem Wettbewerb voraus."

Matthias Hartmann, Geschäftsführer der IBM Deutschland GmbH und Leiter der hiesigen Business Consulting Services (BCS), hält dagegen. Erhebungen von Analysten belegten, dass IBM durchaus verstärkt als Partner für Geschäftsprozesse und integrierte Lösungen gesehen werde. Dass sich sein Unternehmen eines Tages zum reinen Servicekonzern wandelt, glaubt er dennoch nicht. Zwar werde der Dienstleistungsanteil am Umsatz weiter wachsen, was nicht zuletzt auch auf die Veräußerung von Unternehmensteilen wie dem PC-Geschäft zurückzuführen sei. "Die Technik spielt aber nach wie vor eine wichtige Rolle." Kunden fragten zunehmend integrative Lösungen nach: "Technik und Business verschmelzen." An diesem Punkt sei IBM dem Wettbewerb voraus.

Auch Rolf Schmidt, der für die Gewerkschaft Verdi im Aufsichtsrat von IBM Deutschland sitzt, kann sich einen reinen Dienstleistungsanbieter nicht vorstellen: "IBM wird immer ein Technologiekonzern bleiben." Nach seiner Einschätzung hat die Konzernleitung erkannt, dass das personalintensive Servicegeschäft Risiken birgt. Dazu zählten vor allem hohe Fixkosten, die gerade in konjunkturschwachen Phasen die Gewinnmargen in den Keller schickten. Schmidt: "Das funktioniert nur, wenn die Mannschaft ständig gut ausgelastet ist." Im schwierigen deutschen IT-Servicemarkt war dies in den vergangenen Jahren beileibe nicht immer der Fall.

Welche Zukunft hat IBMs Hardwaresparte?

Zur Zukunft der Hardwaresparte gibt es dennoch auch kritische Meinungen. "Nur die Konzentration auf Services sichert IBM das Überleben", urteilt Pascal Matzke, Principal Analyst bei Forrester Research. Das habe schon der ehemalige CEO Louis Gerstner erkannt, sein Nachfolger Sam Palmisano setze diesen Kurs fort. "Eine IBM ohne Hardware mag für ältere Mitarbeiter im Unternehmen schwer vorstellbar sein", so der Serviceexperte. Langfristig aber entwickle sich Hardware zur Commodity, die keinerlei Differenzierung im Wettbewerb biete. Matzke geht davon aus, dass IBM künftig wesentlich mehr zugekaufte Hardware- und Softwareprodukte vermarktet. Dazu werde der Konzern auch Partnerschaften mit Konkurrenten eingehen, beispielsweise mit Dell oder Hewlett-Packard (HP).