Kupfer als 16-MBit-Token-Medium in Frage gestellt:

IBM attackiert Ungermann-Bass

07.07.1989

FRAMINGHAM (IDG) - Die Ankündigung von Ungermann-Bass, über normale, nicht-störungsfreie Telefonkabel Daten in einem 16-MBit-Token-Ring zu transportieren, löste in den USA eine heftige Diskussion für und wider das Produkt aus. Unterdessen hat Ungermann-Bass selbst eingeräumt, daß das Produkt nur für Büroanwendungen geeignet scheint.

Einer der Hauptkritikpunkte liegt in der Verkabelung selbst und kommt von IBM, dem zur Zeit einzigen Anbieter eines 16-MBit- Hochgeschwindigkeits-Token-Ring. Bereits im November 1988 haben IBM-Manager darauf hingewiesen, daß sich ungeschützte gedrillte Kabel für die High-Speed-Datenübertragung nicht eignen.

Untersuchungen hätten damals ergeben, so Big Blue, daß sich die Distanz zwischen den Knoten auf rund zwei Meter bei Kabeln des Typs 3 verringert, und maximal 72 Knoten in einem 4-MBit-Token-Ring-Netz aufgrund der Außeneinflüsse tragbar wären.

In dieser Frage haben jetzt auch die Ungermann-Bass-Techniker einen Rückzieher gemacht und eingeräumt, daß sich diese Verkabelungsart nicht für Anwendungen in Umgebungen wie zum Beispiel Fabrikhallen oder Schiffen eignen, für Büroanwendungen jedoch denkbar seien.

Zwar können störende Außeneinflüsse niemals ganz ausgeschaltet werden, so Ungermann-Bass, aber die Gestaltung der Netzstruktur und Interfaces könne hier positiv absorbierend wirken. Ungermann-Bass verweist deshalb auch auf seinen Konzentrator Access/One. Alle Daten, die in dem System auf die Reise geschickt werden, laufen durch den Konzentrator, der Nebengeräusche ausfiltert und die Tokens zum nächsten Knoten weiterleitet.

IBM hingegen vertraut auf passive Hubs, da sie geringere Einstiegskosten mit sich brächten und zuverlässiger seien - der Zugriff auf das Token-Ring-System werde von den Workstations selbst gesteuert. Fielen sie aus, würden sie einfach abgeschaltet, während Spannungsprobleme bei intelligenten Hubs zum Zusammenbruch des gesamten Netzes führten, so IBM. Der Ansatz von Ungermann-Bass sei zwar theoretisch denkbar - IBM gebe ihm jedoch keine Chancen.

Auf die Frage, ob IBM selbst an der Entwicklung eines Systems mit ungeschützten Kabeln für die 16-MBit-Übertragung arbeite, gab es im Rahmen des Streits keine Antwort.