SAP-Serverhardware

IBM attackiert HP

01.07.2009
Der Markt für Server-Hardware war in den letzten Monaten deutlichen Veränderungen unterworfen. Bislang macht sich das jedoch nicht bei der SAP Bestandskundschaft in der DACH-Region bemerkbar.

Der Markt für Server-Hardware hat sich in den letzten Monaten erheblich gewandelt: Siemens hat sich aus dem Joint Venture mit Fujitsu zurückgezogen. Seitdem firmiert die ehemalige Fujitsu Siemens Computers unter dem Namen Fujitsu Technology Solutions. Sun hat nach erheblichen Schwierigkeiten in den letzen Jahren händeringend einen Abnehmer gesucht und diesen schließlich in Oracle gefunden, die damit den Einstieg in das Hardware-Geschäft gewählt haben.

Server-Hersteller von SAP-Plattformen (chronologisch)
Server-Hersteller von SAP-Plattformen (chronologisch)
Foto: RAAD Research

Dessen ungeachtet hat sich an den Marktanteilen für Applikations-Server in der SAP-Bestandskundschaft in Deutschland nach Kundenanzahlen wenig getan. Im Markt für SAP-Applikationsserver liefern sich HP, IBM, FSC (jetzt Fujitsu Technology Solutions), Sun (jetzt Oracle) und Dell einen harten Verdrängungswettbewerb. Wie im vergangenen Jahr führt HP das Hersteller-Ranking in Deutschland nach Anzahl der Kunden mit 42 Prozent an, gefolgt von IBM mit 34 Prozent, FSC mit 15 Prozent, Sun mit 11 Prozent und Dell mit 8 Prozent.

An der chronologischen Entwicklung fällt jedoch auf, dass der Abstand zwischen HP und IBM dramatisch abgenommen hat. Innerhalb der letzten zehn Jahre ist dieser von 25 Prozent auf nunmehr 8 Prozent um mehr als zwei Drittel gesunken. Bis vor einigen Jahren waren noch schwerpunktmäßig große Unternehmen IBM-Kunden, inzwischen erreicht IBM offenbar gelungen auch im Mittelstand hohe Neukundenzahlen. Hier kam der IBM zugute, dass es HP nach der Übernahme von Compaq nicht gelungen ist, bei deren Kunden eine ähnliche Bindung zu erreichen, wie in der originären Kundenbasis. Diese zeigt sich nach wie vor hochgradig zufrieden und herstellertreu.

Server-Hersteller von SAP-Plattformen (A)
Server-Hersteller von SAP-Plattformen (A)
Foto: RAAD Research

Innerhalb der SAP-Bestandskundschaft in Österreich und der Schweiz stellt sich die Situation ähnlich dar, allerdings ist die Marktführerposition von HP und IBM in diesen beiden Ländern noch ausgeprägter als in Deutschland. In Österreich betreiben 49 Prozent der SAP-Anwender HP-Server und in der Schweiz sind dies sogar 53 Prozent. IBM kommt auf 41 Prozent bzw. 37 Prozent. Einen deutlichen Abfall hat FSC (jetzt FTS) in beiden Ländern im Vergleich zu Deutschland zu verkraften. Acht Prozent in Österreich und gar nur zwei Prozent in der Schweiz zeigen, dass das Joint Venture FSC in Deutschland jahrelang von der guten Ausgangsposition durch Siemens profitiert hat. Aber auch dort hat sich der Marktanteil nach Anzahl der SAP-Kunden innerhalb weniger Jahre fast halbiert.

Server-Hersteller von SAP-Plattformen (CH)
Server-Hersteller von SAP-Plattformen (CH)
Foto: RAAD Research

Neben den sicherlich guten Marktchancen für FTS, die sich durch die Integration in den Fujitsu-Konzern ergeben, muss sich das Unternehmen vor allem auch außerhalb Deutschlands deutlich verbessern, um nicht gänzlich vom Servermarkt im lukrativen SAP-Umfeld zu verschwinden. Auch Dells Position ist in diesen Ländern schwächer als in Deutschland. Im Gegensatz zu FSC (FTS) hat Dell in der Vergangenheit seine Marktposition in kleinen Schritten ausbauen können. Dell ist unter den Top-5 Herstellern für SAP-Applikationsserver mittlerweile das einzige Unternehmen mit einem klaren Hardwarefokus. Umso wichtiger wird es für Dell in Zukunft sein, Partnerschaften mit ISVs wie SAP zu verstärken und die eigene Wertschöpfungskette weiter zu optimieren, um qualitativ gute, aber günstige Produkte anbieten zu können.

Länderübergreifend wird es natürlich spannend zu beobachten sein, wie sich Oracle durch die Übernahme von Sun im Hardwaregeschäft schlägt. Die Kombination von Software und Hardware aus einer Hand kann sich für Oracle durchaus auszahlen. Auf der anderen Seite hat Sun in den vergangenen Jahren im Hardwaregeschäft Verluste eingefahren und eine aussagekräftige Technologie-Roadmap, die dies unter der Leitung des Hardwareneulings Oracle ändern könnte, ist bisher nicht in Sicht. Ein Verbleiben im Hardwaremarkt könnte zudem die langjährigen Hardware-Partnerschaften mit HP und Dell auf die Probe stellen. Trotz Konstanz in den Charts ist also jede Menge Bewegung im Hardware-Markt gegeben.

Detaillierte Informationen finden Sie in der Studie "Plattformstrategien für SAP-Systeme 2009", die RAAD im Mai 2009 erstellt hat.

Über RAAD Research

RAAD Research erstellt Marktstudien und Analysen im Umfeld von betriebswirtschaftlicher Standardsoftware. Die relevanten Markttrends in Bezug auf Softwaresysteme, Infrastruktur und IT-Dienstleistungen werden durch empirische Marktforschung auf wissenschaftlich fundierter Basis ermittelt, analysiert und verständlich aufbereitet.