Für 5500 Dollar Nutzungsrecht bis Frühjahr 1993

IBM: Amnestie für unbekannte Softwarekunden im Ostblock

26.07.1991

MÜNCHEN (CW) - Big Blue bietet seinen "Altkunden" in Osteuropa ein Amnestieprogramm an, das ihnen die Möglichkeit gibt, zu regulären IBM-Kunden zu werden.

Handelsbeschränkungen des Westens und der offizielle Vertrieb gestohlener Software durch staatliche Stellen hatten die Ost-Unternehmen mehr oder weniger unfreiwillig zur Verwendung von Raubkopien gezwungen. Nach den politischen Veränderungen der vergangenen zwei Jahre versprachen die Regierungen Osteuropas jedoch, Schritte gegen diese weitverbreitete Softwarepiraterie zu unternehmen.

Weil allerdings kaum festzustellen sei, wie viele illegale Anwender es gibt und um welche Beträge es dabei geht, so IBM, habe man jetzt beschlossen, den unbekannten "Altkunden" ein Angebot zu unterbreiten, das sie animieren soll, zu regulären Softwarekunden zu werden. Primär richtet sich das Angebot an Unternehmen und Organisationen mit größeren Mainframe-Installationen. Kenner der Ost-DV gehen davon aus, daß IBM in diesem Segment einen Marktanteil von mindestens 80 Prozent hat: Der bis vor kurzem im gesamten Ostblock geltende ESER-Standard (Einheitliches System der elektronischen Rechentechnik) war eine weitgehende Kopie des IBM-Systems /360.

Eine der beiden Möglichkeiten, die IBM seinen Ost-Kunden offeriert, besteht in einer Legalisierung der gegenwärtig benutzten Programme. Für den Sonderpreis von 5500 Dollar werden sie reguläre Benutzer ihrer Software und erhalten das Recht, sie bis März 1993 weiter einzusetzen. Bei der zweiten, teureren Option erhalten sie die aktuelle Version ihrer Software plus System-Support. Noch unklar ist, ob diejenigen illegalen Anwender, die das bis zum 31. Oktober befristete Angebot nicht annehmen, rechtliche Schritte zu gewärtigen haben.