Eine Hand wäscht die andere:

IBM aktiviert seine Software-Partner

08.06.1979

BASEL (sg) - Vor noch gar nicht langer Zeit wäre es wohl kaum für möglich gehalten worden, daß Vertreter der IBM sich mit freien Softwarefirmen an einen Tisch setzen, um gemeinsam darüber zu diskutieren, wodurch sich eine Stärkung der Zusammenarbeit erreichen ließe. Die bewußte Zuwendung der IBM zu den, wie anläßlich der letzten Hannover-Messe bereits von einem anderen Hardwareproduzenten betitelten "Software-Partnern", fußt in der Erkenntnis, daß auch die große IBM heute nicht mehr ohne die Leistungen der mehr oder weniger kleinen Softwarefirmen auszukommen vermag.

Die besondere Situation der IBM Schweiz, die auf einen einfachen Nenner gebracht etwa so lautet, daß man mit immer größeren Computer-Stückzahlen von Jahr zu Jahr weniger Umsatz macht, zwingt diese zu einer offenen Zuwendung zu den Softwarefirmen. Zumal schon heute davon ausgegangen werden kann, daß zumindest bei den kleineren Systemen der IBM mehrheitlich freie Softwarehäuser dafür sorgen, daß der EDV-Anwender zu der von ihm gewünschten Applikation kommt.

Es ist das Interesse der IBM, diese Zusammenarbeit mit den Firmen der Softwarebranche so weit zu fördern, so daß diese zukünftig auch vermehrt dazu in der Lage sein werden, bei Installationen mittlerer bis größerer Anlagen an der Seite der IBM und zum Nutzen der Anwender ihren Teil zum guten Gelingen einer EDV-Organisation zu leisten. Angesichts der Tatsache, daß bis jetzt allein der Verkauf der kürzlich angekündigten IBM System 43XX in der Schweiz eine, "dreistellige Zahl" erreicht hat, erhält dieses Interesse der IBM ein besonderes Gewicht.

Daß die IBM in der Zusammenarbeit mit den freien Softwarefirmen nichts

dem Zufall überlassen möchte, zeigt sich allein schon daran, daß eigens zur Koordination der Interessen eine spezielle Stelle bei der IBM in Zürich eingerichtet wurde. Darüber hinaus führen die fünf IBM-Niederlassungen in der Schweiz lokale Verzeichnisse ihrer Software-Partner, über die potentielle IBM, Kunden die Möglichkeit einer freien Auswahl für Einführungsunterstützung erhalten.

Manch einer der rund 20 an diesem von der IBM-Niederlassung Basel/Luzern veranstalteten Treffen beteiligten Softwareproduzenten wird sich gefragt haben, was man wohl von einer solchen Zusammenarbeit von ansonsten doch eher ungleichen Partnern zu halten hat. Ist darin nicht gar eine Gefahr für den Fortbestand der hochgeschätzten Unabhängigkeit dieser vorwiegend als Kleinstunternehmen zu bezeichnenden Softwarefirmen zu sehen? Und ist der Software-Partner der IBM in der Funktion des verlängerten Arms des Computerriesen, der nicht selten genug zum Zünglein an der Waage zu werden droht, nicht gar in der Wahrnehmung dieser für ihn heiklen Aufgabe überfordert?

Die Zukunft allein wird zeigen, wohin dieser angestrebte Schulterschluß, der seitens der IBM-Niederlassung Basel/ Luzern in der Forderung nach einem "aktiven und gemeinsamen Marketing der Softwarefirmen und der IBM" gipfelte, führt. Zumal erwartet werden darf, daß nun auch andere Hardwareanbieter versuchen werden, die schweizerischen Softwarehäuser näher zu sich heranzuziehen.