Drei gegen den Marktführer

IBM, 3Com und Bay Networks bilden eine Anti-Cisco-Allianz

24.05.1996

Bis zum Jahresende wollen die Partner ihre Verfahren für virtuelle LANs vereinheitlichen. Zudem planen die drei Verbündeten, Standards und Interoperabilitäts-Tests zu vereinbaren. Ihre Aufgabe ist es, so die Verantwortlichen der Allianz, den Kunden zu ermöglichen, das Equipment verschiedener Hersteller nahtlos in ein unternehmensweites Netz zu integrieren.

Analysten sehen den Zweck der Allianz etwas nüchterner. Sie werten die Zusammenarbeit als taktische Maßnahmen gegen Ciscos Marktmacht. Das im kalifornischen San Jose ansässige Unternehmen beherrscht 70 Prozent des Router- und rund 50 Prozent des Ethernet-Switching-Marktes, und wurde nicht eingeladen, der Allianz beizutreten.

Während das Ziel, hersteller-spezifische Lösungen zu vereinheitlichen, gelobt wurde, steht der Ausschluß Ciscos im Kreuzfeuer der Kritik. So sagte etwa Paul Brown, Director of Network Operation bei der Helix Health Systems Inc. in Baltimore, eine Allianz ohne Cisco sei für ihn ohne Bedeutung.

Dennoch wird das Bündnis seinen Weg ohne den Marktführer gehen. Zunächst sollen die Switching-Techniken "Switched Virtual Networking" von IBM, "Transcend" von 3Com und "Baysis" von Bay Networks so aufeinander abgestimmt werden, daß sie in großen Netzen problemlos miteinander arbeiten.

Die Allianz wird zudem das Integrated Private Network-to-Network Interface (I-PNNI) des ATM-Forums als Schlüsseltechnik für den Aufbau von ATM-Umgebungen einsetzen.

Trotz dieser Pläne messen Analysten der Allianz keine besondere Bedeutung bei. Sie glauben, eine Gruppierung zur Verbesserung der Interoperabilität sei überflüssig, da die Hersteller eigenen Angaben zufolge ihre Produkte auf Basis offener Standards entwickeln.