IAO

IAO: "Wir sind innovativer als die Industrie"

02.04.2002
Von Katharina Leimbach

Die Mischung aus Wirtschaft und Wissenschaft reizte ihn, zumal die Fraunhofer-Einrichtung unter einer gemeinsamen Verwaltung mit dem Institut für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement an der Uni Stuttgart steht. Leiter beider Institute ist Professor Hans-Jörg Bullinger, eine der Koryphäen auf dem Gebiet ganzheitlicher Unternehmensstrategien im Hinblick auf Mitarbeiter, Organisation und Technik.

Die Mischung macht´s

Das IAO finanziert sich zu 90 Prozent aus Drittmitteln, sodass es neben Forschungsprojekten auch viele Industrieprojekte gibt. "Die meisten Mitarbeiter sind in beiden Bereichen tätig", erzählt Weisbecker. Dabei stehe es ihnen offen, ob sie sich zu ausgewiesenen Technikexperten oder zu Beratungsprofis entwickeln wollen. "Da können unsere Mitarbeiter ihren Neigungen nachgehen, wir fördern das eigenverantwortliche Arbeiten auf der ganzen Linie", so die Institutsdirektorin. Bei den zwischen einem und drei Jahren dauernden Forschungsprojekten geht es stärker um die Erarbeitung von grundlegenden Inhalten, während die maximal auf zwölf Monate angelegten Industrieprojekte starken Praxis- und Consulting-Bezug haben.

Marktstudie zu Portalsoftware

Thorsten Gurzki: "In der Wirtschaft war mir der Horizont zu eng. Ich wollte auf Forschung nicht verzichten."
Thorsten Gurzki: "In der Wirtschaft war mir der Horizont zu eng. Ich wollte auf Forschung nicht verzichten."

Auch Thorsten Gurzki ist in mehrere Projekte involviert: Neben der Konzeption des virtuellen Verkaufsberaters und der Leitung von industriellen Beratungsprojekten hat er gerade eine Marktübersicht über Portalsoftware erstellt. "Über ein solch profundes Wissen über diese Art von Software verfügen nur sehr Wenige in der Branche", schätzt er. Dieses Know-how könnte ihm die Tür zu einem Arbeitsplatz in der Industrie öffnen. Doch zunächst bastelt der Informatiker noch - wie die meisten Kollegen am IAO - an seiner Promotion. Insofern ist das Institut für viele eine Art "Durchlaufstation".

"Aber die Fluktuation ist lange nicht so hoch wie bei Startup-Unternehmen der New Economy", stellt Weisbecker klar. Eine Ähnlichkeit macht sie allerdings zu Startups aus: Mit einem Altersdurchschnitt von 30 Jahren handelt es sich um ein sehr junges Team. Etwa anderthalb Jahre benötigt Gurzki noch, bis er seinen Doktorhut aufsetzen kann. Was danach kommt, weiß er noch nicht. Natürlich lockt die Industrie, Kontakte dorthin können die IAO-Mitarbeiter ständig aufbauen. "Indes ist noch niemand mittendrin zu einem Projektpartner abgesprungen", sagt die Institutsdirektorin. Auch nicht in der Zeit, als die Industrie händeringend IT-Fachkräfte suchte."

Da war es allerdings schwieriger, Hochschulabsolventen in den öffentlichen Dienst ans IAO zu locken - die Bezahlung nach Bundesangestelltentarif (BAT) war vielen zu unattraktiv. Mittlerweile hat sich die Lage für die Recruitment-Verantwortliche deutlich entspannt. "Wir werden als Arbeitgeber wieder interessant", stellt sie fest. Ein Großteil der IAO-Mitarbeiter wechselt keineswegs in die Wirtschaft, sondern bleibt der Wissenschaft treu. Die Geschäftsfelder hier sind vielfältig: Sie reichen von der "Integrierten Softwareentwicklung" bis hin zu "Unternehmensstrategien und Business Processes". Und schließlich steht der Aufstieg in den IAO-Führungskreis offen.