IAB-Untersuchung über Auswirkungen der Mikroelektronik: Der Informationssektor zieht Arbeitskräfte an

20.08.1982

NÜRNBERG (cmd) - Trotz des Einsatzes der Mikroelektronik hat die Beschäftigung in der Bundesrepublik von 1976 bis 1980 global zugenommen. In einer Untersuchung kommt das der Nürnberger Bundesanstalt für Arbeit angeschlossene Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) zu dem Schluß, daß die Beschäftigungswirkungen technischer Veränderungen nach wie vor ambivalent zu beurteilen sind, da beobachtbaren Freisetzungen auch Neueinstellungen gegenüberstehen.

In seiner Studie mit dem Thema "Fünf Jahre Mikroelektronik-Diskussion" hat IAB-Mitarbeiter Werner Dostal die Auswirkungen neuer Technologien auf die Beschäftigungsstruktur zu beleuchten versucht. Innerhalb der einzelnen Wirtschaftszweige konstatiert er einen deutlichen Beschäftigungszuwachs im Dienstleistungsbereich und im produzierenden Gewerbe. Eine überdurchschnittlich hohe Steigerungsrate hatten hier im Untersuchungszeitraum mit 64,5 Prozent die Hersteller von Büromaschinen und DV-Geräten und -einrichtungen zu verzeichnen.

Ein Blick auf die von Dostal erstellte Berufsstruktur bestätigt den Trend in Richtung Informationstechnik. So ist die Zahl der Arbeitnehmer in Planungs- und Laborberufen wie Ingenieure, Techniker und Meister um 9,4 Prozent gestiegen. Im Bürobereich gab es in den vier Jahren eine Steigerung von 14,7 Prozent bei Bürofach-/-hilfskräften und sogar um 22,7 Prozent bei DV-Fachkräften. Rechnungskaufleute, Sekretärinnen, Schreibkräfte und Datentypistinnen dagegen waren weniger beschäftigt.

Die Effekte des sektoralen Strukturwandels schlagen sich auch in einer Verschiebung der Tätigkeiten nieder. Besonders augenfällig ist laut Dostal hier die Zunahme der Tätigkeiten im technischen Büro um 9 Prozent, in der DV um 22 Prozent sowie bei der Beschäftigung mit Daten und Informationen um 12 Prozent.

Insgesamt kommt der IAB-Autor trotz aller Einschränkungen hinsichtlich des statistischen Zahlenmaterials zu dem Ergebnis, daß die Beschäftigungsdaten im Zeitraum von 1976 bis 1980 günstiger sind als die in der Mikroelektronikdiskussion behaupteten und befürchteten Effekte.

Im Unterschied zu 1973 seien die Beschäftigungsverluste durch den Einsatz von DV offensichtlich wesentlich geringer gewesen. Darüber hinaus hätten sich auch die fiktiven Personaleinsparungen fast halbiert.

Für die Zukunft rechnet Dostal damit, daß die Fortschritte der Mikroelektronik auf technischem Gebiet mit der augenblicklichen Dynamik weitergehen, daß aber die Umsetzung dieser Möglichkeiten in Produkte und Leistungen zunehmend schwieriger wird. Darauf deuteten Probleme bei der Softwareerstellung und -nutzung, bei der Akzeptanz der Automatisierungs- und der Kommunikationstechnik sowie bei der Umwandlung einer Industriegesellschaft in eine Informationsgesellschaft hin. So heiß, wie die Mikroelektronik gekocht werde, werde sie nicht gegessen werden können.