WAP-Portal unter Linux für das System-Management

Hypo-Vereinsbank überwacht IT via Handy

01.06.2001
MÜNCHEN (wh) - Mit XML und Linux will die Münchner Hypo-Vereinsbank mehr Transparenz in ihre komplexen IT-Strukturen bringen. Über ein WAP-Portal können sich Mitarbeiter künftig Informationen aus dem zentralen System-Management anzeigen lassen. Die Basis bildet ein Datenpool im XML-Format.

Zwölf Großrechner, 100 TB Datenspeicher, einige tausend dezentrale Server und rund 50000 Client-Systeme - das ist die IT-Infrastruktur der Hypo-Vereinsbank (HVB). Um den Überblick zu behalten, hat die HVB Info, der IT-Dienstleister des Finanzinstituts, eine vielschichtige Architektur für das System-Management aufgebaut. Sie stützt sich in weiten Teilen auf IBMs Tivoli-Produkte; die Banker entwickelten zusätzlich eigene Anwendungen wie das Monitoring-Tool "Amondos" für die Überwachung der rund 4000 Selbstbedienungsterminals.

Bislang verfolgen Systemverantwortliche die Statusmeldungen von Applikationen, Servern oder Geldausgabeautomaten an stationären Management-Konsolen. Das soll sich ändern. Gemeinsam mit Spezialisten aus den Böblinger IBM-Labors hat HVB Info ein Konzept entwickelt, das es erlaubt, System-Management-Informationen auf beliebigen Endgeräten darzustellen - vom WAP-Handy bis zum Handheld-PC.

Das Herzstück bildet der Resource Object Data Manager (RODM), eine objektrelationale Datenbank. Sie dient als zentrales Repository, in der alle System-Management-Informationen abgelegt sind. Die Daten stammen aus den unterschiedlichsten Teilsystemen innerhalb der weltweit verzweigten IT-Infrastruktur des Finanzkonzerns. "Es handelt sich um eine End-to-end-Lösung", erläutert Volker Machmeier, Leiter Servicedesign und Serviceintegration bei HVB Info. "Das bedeutet, von der Großrechnerdatenbank bis zum letzten Kontoauszugsdrucker werden sämtliche Statusinformationen erfasst."

Die ODM-Datenbank läuft auf einem Großrechnerverbund (Parallel Sysplex) in der Münchner IT-Zentrale. Die eingesammelten Daten legt das System im XML-Format ab. Die von den IBM-Entwicklern beigesteuerten Java-Servlets konvertieren die Informationen in Formate für die entsprechenden Endgeräte und steuern den Datenversand.

Die Anzeige der Statusinformationen auf WAP-fähigen Geräten ermöglicht ein "Portal Server", der als Aufsatz zu IBMs "Websphere Application Server" realisiert ist. Der IT-Konzern stellte den Bankern dazu einen Großrechner vom Typ "Multiprise" unter Linux für S/390 zur Verfügung. Die Mannschaft von Machmeier verwendet einen modifizierten Kernel von Suse Linux. Der Websphere Portal Server für das Open-Source-System ist gegenwärtig nur eine Technologiestudie, Versionen für AIX und Windows NT sind am Markt.

"Im Prinzip sollen Systemmeldungen künftig allen Mitarbeitern über Portale zur Verfügung stehen", erklärt Machmeier. Die Informationen umfassen alle Internet-Services wie Kontokorrent, Aktienkauf und -verkauf oder das Immobilienportal planethome.de. Zudem ist der gesamte Selbstbedienungsbereich eingebunden, darunter Geldautomaten und Kontoauszugsdrucker.

Monitoring-Informationen im WAP-Format und für beliebige andere Endgeräte möchte Machmeier seinen internen Kunden künftig als kostenpflichtigen Service anbieten: "Ein Filialleiter ist möglicherweise daran interessiert, ständig auf dem Laufenden zu sein, ob ein bestimmter Geldausgabeautomat funktioniert."

Machmeier will den WAP-Service ab Juni anbieten. Den Einsatz von Linux sieht er als "Versuchsballon", dem weitere folgen könnten. Kostengründe hätten dabei zunächst keine Gründe gespielt. Für das Open-Source-System habe gesprochen, "dass es auf dem Mainframe gut integrierbar ist und ansonsten derzeit keine Unix-Plattform auf dem Großrechner verfügbar ist".

Denkbar sei in Zukunft auch eine Konsolidierung von Web-Applikationen unter Linux. Die hohe Skalierbarkeit der Mainframes zusammen mit der Möglichkeit, beliebig viele virtuelle Linux-Partitionen einzurichten, biete die dazu nötige Flexibilität.

HVB InfoDie HVB Informationsverarbeitungs GmbH ist eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Hypo-Vereinsbank. Als IT-Dienstleister für die Großbank beschäftigt sie rund 450 Mitarbeiter. Die aus der 1991 gegründeten BV Info GmbH hervorgegangene Firma betreut Kunden in Deutschland über vier Servicezentren an 1300 Standorten - zusätzlich zu internationalen Zentren in New York, London und Singapur. Eigenen Angaben zufolge steuert der Anbieter täglich 5,1 Millionen Transaktionen, betreut 2100 Server und 40000 Client-Systeme. 1999 organisierte HVB Info die Migration von 30000 Arbeitsplätzen auf Windows NT.

Abb: System-Monitoring der HVB

Als Datenbasis für das System-Management verwendet die Hypo-Vereinsbank eine objektrelationale Datenbank. Java-Servlets konvertieren die Informationen in Formate für verschiedene Endgeräte. Quelle: HVB Info