Für 142 Millionen Dollar in Aktien und Cash

Hyperion schnappt sich Brio Software

01.08.2003
FRANKFURT/M. (CW) - Hyperion, Anbieter von Programmen für Business-Performance-Management, hat den Business-Intelligence-Spezialisten Brio Software übernommen.

Die Konsolidierungswelle in der Softwarebranche läuft zurzeit besonders ausgeprägt durch das Marktsegment Business Intelligence. Nur wenige Tage, nachdem Business Objects den Wettbewerber Crystal Decisions übernommen hat (siehe CW 30/03, Seite 1, und in dieser Ausgabe, Seite 11), ist Brio Software unter das Kommando von Hyperion gekommen. Laut Übernahmevertrag sollen Brios Anteilseigner eine Kombination aus 0,109 Anteilen einer Hyperion-Stammaktie und 0,363 Dollar für jede Brio-Stammaktie erhalten. Berechnet auf Basis des Schlusspreises der Hyperion-Anteile am 22. Juni 2003 hat die Transaktion einen Wert von 142 Millionen Dollar.

Ein Großkonzern entsteht

Nach Abschluss der Akquisition werden heutige Brio-Aktionäre etwa zehn Prozent Anteil an Hyperion bekommen. Die Übernahme bedarf der Zustimmung durch die Brio-Anteilseigner und die zuständigen US-Behörden. Sie soll noch in diesem Jahr abgeschlossen werden. Es entstünde ein Unternehmen mit 613 Millionen Dollar Gesamtumsatz, 2700 Angestellten und 16000 Kunden.

Die Übernahme dürfte den Brio-Investoren nicht ungelegen kommen. Seitdem ihr Unternehmen im März 1999 den Business-Portal-Anbieter Sqribe Technologies aufgekauft hat, tut es sich im Markt für Business Intelligence (BI) schwer. Im letzten Geschäftsjahr sanken die Umsätze um sieben Prozent auf 103,1 Millionen Dollar. Im ersten Quartal des laufenden Jahres fielen die Umsätze weiter von 26,1 Millionen Dollar im Vergleichszeitraum 2002 auf 24,8 Millionen Dollar. Gleichzeitig verzeichnete Brio einen Verlust von 2,1 Millionen Dollar, während die Firma im ersten Quartal des Vorjahres noch 1,8 Millionen Dollar Gewinn gemacht hatte.

Hyperion hingegen geht es besser. Im letzten Quartal schaffte das Unternehmen ein zweiprozentiges Umsatzwachtum auf 138 Millionen Dollar und 9,2 Millionen Dollar Gewinn, während es im Vorjahresquartal noch 6,2 Millionen Dollar Überschuss erzielt hatte. Das Gesamtjahr 2003 schloss mit einem Umsatzplus von vier Prozent bei 510,5 Millionen Dollar und einem im Vergleich zu 2002 mehr als verdoppelten Gewinn in Höhe von 34,1 Millionen Dollar.

Hyperion will ab sofort die Query-, Reporting- und Analysewerkzeuge von Brio in den eigenen Vertrieb übernehmen. Beide Unternehmen sind seit 1996 Technologiepartner. Nun hat Hyperion ein Kooperationsabkommen mit Crystal Decisions gekündigt. Denn nach dessen Akquisition durch Business Objects ergibt sich eine direkte Wettbewerbssituation.

Roadmaps in Arbeit

Nach Angaben von Brio-Chef Craig Brennan sind "die Weiterentwicklung, der Support und die Integration der Brio-Produkte in die Business-Performance-Management-Plattform von Hyperion gesichert". Eine Hyperion-Sprecherin wollte allerdings nur bestätigen, dass die eigenen Produkte weitergepflegt werden. Detaillierte Informationen über die Produkt-Roadmaps werde Hyperion erst in den kommenden Wochen veröffentlichen.

Auch die Auswirkungen der Akquisition für die Angestellten sind noch unbekannt. Nach einer Pressemitteilung "gehen die beiden Unternehmen davon aus, dass signifikante Potenziale zur Senkung der operativen Kosten bestehen". (ls)