VMware vSphere 5.5 und Microsoft Hyper-V 2012 R2 im Vergleich

Hyper-V 2012 fordert vSphere im Data Center heraus

09.06.2014
Von 
Andrej Radonic ist Experte für Virtualisierung, Cloud-Technologien und Open Source Anwendungen. Der Fachbuchautor ist Vorstand der interSales AG und entwickelt für mittelständische Unternehmen anspruchsvolle E-Commerce Lösungen.

Netzwerk-Virtualisierung optimiert Cloud-Fähigkeiten

Mit dem Hyper-V Extensible Switch lassen sich private, interne und externe Netzwerke konfigurieren, die VMs mit anderen VMs, dem Host oder physikalischen Netzen verbinden. Diese Abstraktionsschicht hilft, virtuelle Workloads von internen IP-Adressen abzukoppeln, trennt Server- von Netzwerkadministration und ermöglicht die flexible Zuordnung von Workloads auf Servern. Damit einher geht die neue Mandantenfähigkeit von Hyper-V, welche dafür sorgt, dass keine Konflikte mit VMs anderer Kunden auftreten, die dieselbe IP-Adresse verwenden.

Bei vSphere ist eine vergleichbare Funktionalität über den Distributed Switch in der Enterprise Plus Edition verfügbar. Dies gilt auch für diverse Security-Features wie Port Mirroring und Private Virtual LAN (PVLAN). Im Gegensatz zu Microsofts Lösung kann der Distributed Switch nicht erweitert, sondern nur durch Drittanbieter-Produkte ersetzt werden. Dafür funktioniert er übergreifend, während bei Microsofts virtuellem Switch immer nur je Host eingerichtet wird. Schutz vor ARP und DHCP Spoofing ist bei VMware nur mit der vCloud Suite zu haben.

Microsoft kann hier mit dem im SCVMM (System Center 2012 Virtual Machine Manager) integrierten Netzwerk-Management punkten, welches sowohl die virtuellen als auch die physischen Netzwerke umfasst.

Microsofts Hypervisor unterstützt nun wie VMware die Single Root I/O Virtualization (SRIOV). Diese Technik, die sowohl vom BIOS als auch vom Hypervisor unterstützt werden muss, lässt ein PCI-Gerät als multiple Instanzen seiner selbst erscheinen. Beispielsweise kann eine Gigabit-Netzwerkkarte damit als 256 virtuelle NICs erscheinen, von denen jede einer VM separat als Netzwerkverbindung zugewiesen werden kann. Neben mehr Flexibilität werden mit dieser Technik vor allem höhere Durchsatzraten erreicht. Allerdings kann VMware VMs, welche SRIOV verwenden, nicht live migrieren.

Disaster Recovery-Mechanismen integriert

VMwares Site Recovery Manager (SRM), einem umfassenden Management-Werkzeug für die Replikation von VMs an entfernte Standorte für die Realisierung von Disaster Recovery Szenarien, hatte Microsoft bislang nichts entgegenzusetzen. Hyper-V Anwender mussten dafür auf Werkzeuge von Drittanbietern zurückgreifen wie Veeams Backup & Replication V7 R2.

Dies hat sich jüngst geändert: Der Windows Azure Hyper-V Recovery Manager ist ein Tool, das VMs kontinuierlich mit anderen Hosts in entfernten Rechenzentren synchronisieren kann. Die Orchestrierung der VM-Synchronisierung zwischen den Standorten übernimmt dabei ein Cloud-Service auf Microsofts Azure, die Nutzdaten selbst werden nicht in die Cloud übertragen.

Der VM-Transfer erfolgt auf Basis von Snapshots und stellt geringe technische Anforderungen (kein SAN erforderlich), so dass diese Technik auch für kleinere Firmen geeignet sein kann, wenn sie sich nicht am hohen Preis von 11 Dollar pro VM und Monat stören.

Der Disaster-Recovery-Service erlaubt das Monitoring über ein Web-Interface. Über diese Oberfläche lässt sich auch die Wiederherstellung starten.