Desktop-Virtualisierung

Hype oder Realität?

06.12.2010
Von 
Wolfgang Sommergut ist Betreiber der Online-Publikation WindowsPro.

Bruch mit bisheriger Praxis

Der Umstieg auf ein zentrales Desktop-Modell bedeutet mehr, als die Clients ins Rechenzentrum zu verlagern. Vielmehr wirkt sich diese grundlegende Umorientierung auf fast alle Aspekte aus. Im Vergleich zu einem Update von XP zu Windows 7 sind unter anderem zusätzlich folgende Fragen zu klären:

  • Laufen die benötigten Programme nicht nur unter Windows 7, sondern auch über ein Remoting-Protokoll?

  • Welche Anforderungen stellen die Benutzer: Erbringen sie mehr aufgabenorientierte Tätigkeiten (Task Worker, die mit immer gleichen Aufgaben betraut sind und dafür nur eine oder wenige Anwendungen benötigen), oder arbeiten sie stärker projektbezogen also mit mehreren Anwendungen? Wie hoch ist der Anteil mobiler Mitarbeiter, die eine offline-fähige Umgebung benötigen?

  • Welche Endgeräte sind im Einsatz, und welche davon könnten im Rahmen einer VDI-Lösung als schlanke Clients weiterverwendet werden?

Die Virtualisierung von Desktops verändert fast alle Bereiche des System-Managements, vom Betriebssystem-Deployment über die Verteilung der Anwendungen bis zur Verwaltung der Benutzerprofile. Auch über die Jahre eingespielte Services, etwa der Schutz der Clients vor Schadsoftware, müssen neu geplant werden. Die Installation eines Virenscanners in jeder virtuellen Maschine ist kein praktikabler Ansatz. Darüber hinaus erfordert der Umstieg die Fähigkeit, virtualisierte Server zu betreiben, eine Kompetenz, die dem herkömmlichen Desktop-Management fremd ist.

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Die Erfolgsgeschichte der x86-Plattform zeigt, dass sie immer wieder in der Lage war, sich an neue Anforderungen anzupassen und mit ihnen zu wachsen. Was einst als Stand-alone-PC ohne Netzanschluss, CD-Laufwerk oder gar Virtualisierungsunterstützung begann, ist heute das wahrscheinlich vielseitigste digitale Gerät für die unterschiedlichsten Zwecke.

Server Hosted Virtual Desktops dagegen erfordern gleich mehrere Brüche mit der etablierten Praxis. Einer davon besteht in der Konzentration der Clients auf zentralen virtuellen Infrastrukturen und den damit verbundenen Änderungen der Systemadministration. Ein weiterer Einschnitt liegt darin, dass sich der Desktop selbst ändern muss, um für VDI tauglich zu sein. Gemeint ist damit die nötige Modularisierung der traditionell monolithischen Installationen. Es ist indes ein Verdienst der VDI-Hersteller, die Ablösung von Anwendungen und Benutzerumgebungen ("Persona") vom Betriebssystem vorangetrieben zu haben.

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