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Hybrid-CD soll Musikverkäufe ankurbeln

25.08.2004

Mit einer "Dual Disc", einer Kombination aus CD und DVD, will die Musikindustrie künftig wieder mehr Kunden locken. Das Medium lässt sich auf einer Seite abspielen wie eine herkömmliche Audio-CD und funktioniert auf der zweiten Seite als DVD. Auf der DVD-Seite wollen die Anbieter zusätzlich zum Musikalbum auf der CD-Seite Bonusmaterial in Form von Surround-Sound-Aufnahmen, Musikvideos oder Kurzfilmen beilegen.

In der Vergangenheit habe man gute Erfahrungen damit gemacht, DVDs mit Audio-CDs zu bündeln, sagten Vertreter der Musikindustrie. Die Umsätze seien in den USA im Vergleich zum Vorjahr um 7,5 Prozent angestiegen. Aber sie lägen immer noch weit unter denen des Jahres 2000. In Deutschland klagt die Phonoindustrie noch über einen Absatzrückgang von 2,9 Prozent im ersten Halbjahr 2004.

Mit der Dual Disc soll Kunden nun das Gefühl geben werden, für ihr Geld eine angemessene Leistung zu bekommen. So sollen die Hybrid-Scheiben zu nur unwesentlich höheren Preisen in den Laden kommen als herkömmliche CDs. Erste Alben wollen die Anbieter Warner Music Group, Sony BMG Music Entertainment, EMI Group und Universal Music Group im Oktober veröffentlichen.

Ob die Dual Disc jedoch im Herbst auch in Europa erhältlich sein wird, steht noch in den Sternen. Denn das Konzept der Hybrid-Scheibe ist nicht neu. Als "Flip Disc" liegt sie bereits seit vier Jahren im gut sortierten Einzelhandel. Das in Stommeln beheimatete Unternehmen DVD Plus International hatte die Erfindung im Jahr 2000 von der Warner-Music-Tochter WEA gekauft und weiter entwickelt. Die Firma hält ein europäisches Patent auf das Produkt, das CD und DVD vereint. DVD-Plus-Gründer Dieter Dierks hat auch in den USA ein Patent angemeldet, jedoch bislang nicht erhalten.

Auch Philips, gemeinsam mit Sony Erfinder des CD-Formats, ist von den Scheiben nicht begeistert. Sie entsprechen nach Ansicht des Unternehmens nicht dem Standard "Red Book" und dürften folglich nicht mit dem CD-Logo gekennzeichnet werden. Philips befürchtet vor allem Probleme beim Abspielen, unter anderem in CD-Spielern im Auto, da die neuen Medien etwas dicker als CDs sind. Die Musikindustrie erwartet Probleme höchstens bei einem Prozent der Anwender. Ebenso viele Abspielprobleme gebe es auch mit Audio-CDs.

Ebenfalls fraglich sei, ob das Konzept der Plattenfirmen aufgehe, sagen Marktbeobachter. So seien mit DVD-Audio und Super Audio CD (SACD) bereits Versuche gescheitert, die traditionelle CD abzulösen. Unterdessen wurden in einigen amerikanischen Städten wie zum Beispiel Boston und Seattle bereits Testverkäufe gestartet. Die Dual Discs werden dort für rund 19 Dollar angeboten. (lex)