Neues universelles Entwicklungssystem:

"Hustende Exoten" werden nicht bedient

03.04.1980

HAMBURG (to) - Spät kommt sie, doch sie kommt. Die Philips GmbH, Hamburg, hat am 3. März das universelle Mikroprozessor-Entwicklungssystem PMDS vorgestellt. Das Gerät, von der Fachwelt schon längst erwartet, wurde erst jetzt auf den Markt gebracht, weil Kinderkrankheiten "nicht auf dem Rükken der Kunden ausgetragen werden sollen", so Philips.

"Auch wollten wir mit Halblaien nicht auf gesunde Fachleute zustoßen", erklärt Dieter Siegelberg, Direktor und Leiter des Unternehmensbereiches Elektronik für Wissenschaft und Industrie der Philips GmbH, Kassel. Nun, glaubt Philips behaupten zu können, sei das PMDS eine voll integrierte Einheit für die Hard-, Soft- und die Systementwicklung, Mikroprozessoren bis hin zur 16-Bit-Struktur seien damit in Zukunft universell zu bedienen. Das bedeute jedoch nicht, daß "jeder Exote, der da hustet, mitbedient werden muß", gemeint sei, daß im einzelnen die Mikroprozessoren 8080/8085, Z80,2650, TMS 1006,6800,6809 und die Familien 6500 und 8048 unterstützt werden könnten. Beginnend mit dem 6800 sollen sukzessive auch die 16-Bit-Mikroprozessoren erschlossen werden. Darüber hinaus erlaube das PMDS auch den Einsatz in Multiprozessorsystemen.

Das Grundgerät, das 31 500 Mark kostet, umfaßt in einem Gehäuse den Bildschirm, zwei Mini-Floppy-Laufwerke von je 320 KB und eine freistehende Tastatur. Als Zentraleinheit fungiert der 16-Bit-Minirechner P 851. Weitere Teile sind der Systemspeicher von 64 KB und die Kontrolleinheiten für Bildschirm, Tastatur und Floppy-Laufwerke. Der Arbeitsspeicher des Systems ist vollkommen getrennt vom Emulationsspeicher, um einen guten Schutz des Speicherinhalts während der Inbetriebnahme- und Testphase zu erreichen. Als Peripheriegeräte sind ein schneller Zeilendrucker (180 Zeichen pro Sekunde), ein universelles PROM-Programmiergerät und ein externes Doppel-Floppy-Disk-Laufwerk mit je 320 KB erhältlich.

Die über Monitor gesteuerte Entwicklungssoftware umfaßt Steuerbefehls-lnterpreter, Text-Editor, Cross-Assembler, Linker, PROM-Prozessor, Debugger und Pascal-Compiler. Das unter der Bezeichnung PM 4421 vertriebene System weist eine Mehrfachbus-Struktur auf, die sowohl die Simulation als auch die Echtzeit-Emulation unterstützen soll. So kann auch bei erst teilweise erstellter Hardware das Austesten der Programme vorgenommen werden. Das Neue am Konzept sie, daß Steuerlogik, Emulationsspeicher und Signalaufzeichnung vom zu prüfenden Mikrocomputer vollständig unabhängig erfolgen. Dadurch müsse bei der Umstellung auf einen anderen Mikroprozessortyp nur die entsprechende Mikrocomputer-Anschlußeinheit ausgetauscht werden, was einem Umstellungsaufwand von 6500 Mark entspräche.

Gleichzeitig kann das PMDS durch Austauschen der Software als Basic/Fortran-Rechner eingesetzt werden. Durch den Erwerb eine bei Philips erhältlichen IEC 625-Bus-Schnittstelle könne das PM 4421 auch als IEC-Bus-Kontroller genutzt werden.

Informationen: Philips GmbH, Postfach 101 420 Mönckebergstr. 7, 2000 Hamburg 1, Tel: 040/3 29 71.