Entstanden sei diese unkonventionelle Trainingsmethode aus der Anfrage des Geschäftsführers eines Softwareunternehmens, erzählt SMC-Geschäftsführer Sven Schöller. Dieser beklagte sich über ständige Reibungspunkte zwischen seinem Vertrieb, der den Kunden Versprechungen machte und den Softwareentwicklern, die die verlangte Technik nur mit Aufwand umsetzen konnte.
Immer wieder, so die Klage des Softwarechefs, wurden Kundenaufträge durch scheinbar einfache Verständigungsschwierigkeiten blockiert. Auch "klassische" Kommunikationstrainings halfen nicht weiter, beide Seiten machten während der Trainings zwar Zusagen, verfielen kurz darauf jedoch wieder in ihre alten Verhaltensmuster
Die Lösung brachte der Jack-Russell-Terrier "Bibby". "Hunde regieren nur auf eindeutige Kommunikation", weiß Schöller den Einsatz seines außergewöhnlichen "Kollegen" zu würdigen. "Hinzu kommt, dass wir Menschen mit Hunden Begriffe wie Führen, Lob, Respekt, Motivation und Vertrauen verbinden."
"Mach endlich, du blöder Hund!"
Während eines "Trainings mit Hund" für die Mitarbeiter der beiden Abteilungen des Softwareunternehmens außerhalb der Büroräume wurden schnell die unterschiedlichen Kommunikationsstile und ihre Wirkung auf andere deutlich: Unsicherheit und ausschweifende Erklärungen hatten genau dieselben negativen Auswirkungen auf die Reaktion des Hundes wie entnervtes Anschreien. Anweisungen wie: "Los bring mir doch den Ball, nun mach doch endlich, mach jetzt endlich, du blöder Hund" führten zu keinerlei Ergebnis. Im Gegenteil der Hund reagierte – wie der Mensch – mit Ablehnung und Unverständnis. Hier traten genau dieselben Kommunikationsmuster zutage, die innerhalb des Betriebes immer wieder unvereinbar aufeinander stießen. Erst als die Anweisung ruhig, sachlich und auf gleicher Augenhöhe – durch Zuwendung zum Hund – übermittelt wurde, reagierte Bibby.
"Dieser Wechsel im Kommunikationstraining auf die Ebene Mensch-Tier führte zu den erwarteten "Aha-Erlebnissen", berichtet Schöller. "Denn hier kommen unterschiedliche Faktoren ins Spiel: Anders als im Unternehmen bekam jeder Teilnehmer ein sofortiges und vor allem unparteiisches Feedback – direkte Rückmeldungen waren innerhalb des Unternehmens bislang sonst immer mit Kritik und Vorwürfen verbunden. Und: Durch die Auseinandersetzung mit einem Tier konnte jeder sich auf einer sachlichen Ebene mit dem eigenen Kommunikationsverhalten auseinander setzen. Das Feedback von einem Tier wurde viel eher akzeptiert als das eines Kollegen.
Über diesen Umweg erkannten die Teilnehmer, dass eine Kommunikation auf gleicher Augenhöhe wichtig ist, um eigene Ziele zu erreichen und Konflikte zu vermeiden, genauso wie Ruhe, sachliches Verhalten und vor allem klare Anweisungen. Die wichtigste Erkenntnis war: "Druck erzeugt Gegendruck" und ist selten zielführend. Mittlerweile ist in den Gesprächen zwischen Vertrieb und Technik ein ruhiger und lösungsorientierter Informationsaustausch möglich.
Coaching mit Hund
"Wichtig bei derartigen Methoden ist immer die Verbindung zwischen konventionellen Mitarbeiterschulungen und solch außergewöhnlichen Trainings", fügt Unternehmensberater Schöller hinzu. Das bedeute auch: Zu einem "Coaching mit Hund" gehört für den Trainer selbstverständlich immer auch eine fundierte Kenntnis aus den Bereichen Training, Coaching und Beratung: "Reine Tierliebe macht noch kein erfolgreiches Trainingskonzept." (hk)