Hughes Aircraft investiert 70 Millionen Dollar Workflow-Konzept verkuerzt die Entwicklungszeit um die Haelfte

15.04.1994

EL SEGUNDO (IDG/CW) - Innerhalb der naechsten vier Jahre stellt die Hughes Aircraft Corp. die Produktherstellung und -entwicklung des Konzerns von Grund auf um. Ziel eines 70 Millionen Dollar teuren IT-Projekts ist es, die Entwicklungs- und Produktionsdaten in ein unternehmensweites Client-Server-basiertes Workflow-Konzept zu integrieren.

Das Projekt soll "Daten jederzeit fuer jedes Teammitglied an jedem Platz im Unternehmen verfuegbar machen", erklaert James Wood, IT- Chef bei Hughes. Er rechnet damit, dass sich nach Einfuehrung des Product-Data-Management-Systems (PDM) die Entwicklungszeit auf die Haelfte verkuerzen laesst. Das System duerfte sich innerhalb von nur zwei Jahren amortisieren. Laut Wood liessen sich 60 Prozent des Systemaufwandes allein durch geringere Arbeitskosten auffangen.

Vor allem aber setzten die Verantwortlichen darauf, dass die Investition den Ruestungskonzern konkurrenzfaehiger macht. "Vor zwei Jahren entschloss sich Hughes zum Re-Engineering seiner Prozesse. Unsere Aufgabe war es, die richtige IT-Infrastruktur und das richtige System zu finden und aufzubauen", ergaenzte M. J. Kutkus, verantwortlicher Systemintegrator des Unternehmens, gegenueber der COMPUTERWOCHE.

Im Endausbau soll die Anwendung sowohl Lieferanten als auch Kunden einbeziehen. "Wenn unsere Lieferanten immer den aktuellen Stand der Produktion kennen, wissen sie auch, was sie wann zu liefern haben", erklaert der Systemintegrator. Angeschlossene Kunden koennten schon sehr frueh den Designprozess beeinflussen und Aenderungsvorschlaege machen.

Bis 1998 duerften weltweit 50 Niederlassungen mit ueber 20 000 Benutzern online angeschlossen und ueber ein ATM-Netz miteinander verbunden werden. "Zur Zeit arbeiten wir mit einem Ethernet- Backbone" , erlaeutert Kutkus, "aber in zwei Jahren wollen wir auf ATM umsteigen."

Die Software kostet Hughes 15 Millionen Dollar

Das PDM-System stammt von der Sherpa Corporation. Hughes zahlt dafuer stolze 15 Millionen Dollar. Die Software ermoeglicht nach Angaben des Herstellers das unternehmensweite Management von Produktdaten und Dokumenten. Das Paket besteht aus den Hauptkomponenten Daten-Management-System (DMS), Product Information Management Application Set (Pims) und einer sogenannten Freedom Architecture, die fuer die Kommunikation zwischen Unix-Rechnern und Mainframes sorgt.

Als Datenbanksystem wird Ingres eingesetzt. Die PDM-Software laeuft auf allen Vax-Systemen und Workstations von Digital, Sun und IBM. Es unterstuetzt Terminals, X-Terminals und PCs. Integrierbar sind verschiedene CAD- und Dokumentationssysteme. Ausserdem existieren Schnittstellen zu sechs verschiedenen PPS-Systemen, darunter Manman von ASK und Cullinet MRP II. Die Anbindung an SAP ist in Vorbereitung.

Unternehmensweit installiert, lassen sich nach Angaben von Sherpa Entwicklungs-, Fertigungs- und Management-Teams an vielen verschiedenen Lokationen so einbinden, als waeren sie gemeinsam an einem Ort. Kutkus bestaetigt das: "Jeder, der mit Produktdaten arbeitet, profitiert von diesem System." Die Software, so der Systemintegrator weiter, liefere nicht nur aktuelle Daten, sondern biete genuegend Kapazitaeten fuer das Produkt-Management ueber den ganzen Lebenszyklus hinweg.

Neben den 15 Millionen Dollar fuer die Software investiert Hughes noch einmal dieselbe Summe in Hardware - vor allem in Server von Sun und Alpha-Systeme von DEC. "Als Clients benutzen wir zu 95 Prozent bereits vorhandene PCs und Macintosh-Rechner", berichtet Kutkus. Der betraechtliche Rest von 40 Millionen Dollar geht in die Implementierung und das Training der grossen Benutzergruppe. Der Rollout des Gesamtsystems beginnt noch in diesem Sommer und wird voraussichtlich bis 1997 dauern.