Hug versucht beim Thema Personalabbau zu besaenftigen IBM: Mitarbeitervertreter gehen von weiteren Entlassungen aus

15.12.1995

MUENCHEN (hk) - Bei der deutschen IBM soll der Personalabbau nach Darstellung ihres Chefs Edmund Hug nicht so dramatisch ausfallen - die Rede war urspruenglich von 1000 bis 1200 Arbeitsplaetzen. IG Metall und Betriebsrat befuerchten dagegen, dass beim Thema Entlassungen noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht ist.

Der Abbau von 40 Prozent der 1200 Arbeitsplaetze sei bereits in beschlossenen Programmen geregelt, sagte Hug vor der Muenchner Wirtschaftspresse. Einigen hundert Mitarbeitern wuerden Arbeitsplaetze konzernintern angeboten, und rund 300 bis 500 Mitarbeiter muessten "sozialvertraeglich" gehen. Das Programm beziehe sich nur auf die Verwaltung. Es sei richtig, dass im Konzern eine Vorgabe existiere, nach der 30 Prozent der Logistikkosten einzusparen sind. Potential hierfuer sei vorhanden, vor allem deshalb, weil die Verwaltungen bisher national ausgerichtet waren und die Aufgaben jetzt mehr international verteilt werden. Da aber die deutsche IBM auf internationaler Ebene viele Aufgaben fuer andere europaeische Gesellschaften uebernommen habe, wuerden sich die Einsparungen in Stuttgart nur auf 20 bis 25 Prozent belaufen.

IG Metall und Betriebsrat kennen eine andere Vorgabe aus Armonk, nach der in den naechsten beiden Jahren in Europa eine Kostenreduzierung von 50 Prozent in den "Infrastructure Units" vorgesehen ist, 30 Prozent im naechsten Jahr und 20 Prozent 1997. Auf die Frage der CW, ob dies weitere Stellenstreichungen zur Folge haben werde, antwortete Betriebsratschef und Aufsichtsratsmitglied Wilfried Glissmann nur: "Das koennen Sie sich selbst beantworten."

Der Betriebsrat rechnet naechstes Jahr in der Verwaltung mit einem Personalabbau von 22 Prozent. Verwaltung und Logistik werden kraeftig durchgewirbelt. So komme es zu einer Konzentration der unterschiedlichen Funktionen an jeweils einem Ort, zum Beispiel soll die Sachbearbeitung fuer das Direkt-Marketing in Herrenberg und der Service nur noch von Muenchen aus abgewickelt werden.

Die Mitarbeitervertretung sieht keinen Sinn in dieser Umstrukturierung, da es nun zu einer groesseren raeumlichen Trennung von Servicegebern und Kunden komme. Kuenftig muesse viel mehr ueber Telefon und Telefax abgewickelt werden. Die Betriebsraete vermuten, dass sich ihr Arbeitgeber zum Teil vom klassischen Vertrieb verabschieden will. Das lasse sich aus folgenden Vorgaben ablesen: 50 Prozent des Umsatzes und 70 Prozent des Volumens sollen ueber Direkt-Marketing abgewickelt werden.

"Etwa die Haelfte der Verwaltungsmitarbeiter muessen ihren bisherigen Skill vergessen", schreibt die Zeitschrift der Arbeitnehmervertreter "Denkanstoesse". Schon jetzt seien diese Beschaeftigten ueberlastet, und "im naechsten Jahr wird es noch schlimmer kommen". Denn das immer weniger werdende Personal muesse noch umgeschult werden. Betriebsratschef Glissmann bezweifelt, ob die Stellenumbesetzungen so reibungslos funktionieren werden, wie das Hug in Muenchen prognostizierte. Mittlerweile schauten die Abteilungen genauestens auf ihre Kosten. Und ob sie dann bereit seien, einen internen Mitarbeiter mit der falschen Qualifikation und vielleicht hohem Gehalt zu uebernehmen, sei fraglich.

Zudem fordert der Gesamtbetriebsrat von der Geschaeftsfuehrung die Ergebnisse einer sogenannten Lokationsstudie, die untersucht, welche Standorte es kuenftig noch geben wird.