Web

Datenaufbereitung, lokaler Speicher

HTML5 - was es kann (Teil 2)

12.02.2011
Von 


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.

Unsichtbare Daten einbinden

Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit, Daten im DOM (Document Object Model) zu verstecken. Das JQuery-Framework, eine freie JavaScript-Klassenbibliothek, bringt die Methode "data" mit, die beliebige Objekte an Teile des DOM-Baums anhängt. So können Daten in einem nichtsichtbaren Bildschirmbereich abgelegt werden - anstatt wie bislang gesondert gespeichert werden zu müssen. Das erleichtert "Drag and drop"-Vorgänge. Die Funktion ist noch nicht gut ausgearbeitet - einige HTML5-Entwickler unterstützen aber das Vorhaben, das Feature zu standardisieren.

HTML5 Microdata

Hinter der Microdata-Spezifikation steckt die Idee, eine neue Klasse maschinenlesbarer Meta-Tags zu erstellen, die die Website den sichtbaren Informationen hinzufügt. Anstatt beispielsweise Daten in Form von "1. Januar 2011" oder "Neujahr" als Text auf die Website zu schreiben, ergänzt der Programmierer im Code folgendes:

<time itemprop="birthday" datetime="2011-01-01">Neujahr</time>

Webcrawler wie Suchmaschinenroboter verstehen sofort, dass hier eine Datumsangabe vorliegt und müssen nicht erst den gesamten Text der Seite parsen. So könnte die Microdata-API nach dem Willen des W3C ein erster großer Schritt auf dem Weg zum semantischen Web sein: Je mehr Websites ihre Inhalte auf diese Art ausgeben, desto semantischer wird das Web werden - Suchmaschinen können Informationen besser sortieren und den Anwendern intelligente Auskünfte erteilen, ohne all zu komplexe Suchanfragen gestellt bekommen zu müssen.

In den meisten Webbrowsern ist Microdata noch nicht implementiert. Solange der konkrete Nutzen für einzelne Website-Betreiber und -Besucher unklar ist, wird sich daran nichts ändern. Natürlich wäre es beispielsweise nett, <time>-Tags mit regionalen oder überregionalen Kalendern verknüpfen zu können, um Besucher dem Anlass entsprechende Informationen auszugeben - aber selbst diese simple Anforderung wird von der API derzeit noch nicht unterstützt.

Fazit

Mozilla Firefox 3.6 unterstützt bereits viele der neuen APIs - mit Ausnahme des FileWriters und der IndexedDB.
Mozilla Firefox 3.6 unterstützt bereits viele der neuen APIs - mit Ausnahme des FileWriters und der IndexedDB.

Die Verknüpfung von Web und lokalen Clients steht noch am Anfang. Viele Anforderungen, gerade unter dem Aspekt der Datensicherheit, der Datenmenge und der Lebensdauer der Daten, sind noch nicht diskutiert worden. SessionStorage- und localStorage-Objekte werden schon jetzt von allen führenden Browsern (Chrome, Firefox, IE, Opera, Safari) bis zu einem bestimmten Punkt unterstützt. Die anderen vorgestellten APIs sind zum größten Teil nur Arbeitsentwürfe. FileReader ist in Google Chrome und Mozilla Firefox schon integriert - AppCaching funktioniert in allen Browsern mit Ausnahme des Internet Explorers (auch in Version 9 wird sich das nicht ändern). IndexedDB und FileWriter wird bisher noch von keinem Programm unterstützt. Wer seinen Browser testen möchte, kann dies hier tun: http://www.wayner.org/node/75 (siehe Bild).

Darüber hinaus betreffen alle Spezifikationen fast ausschließlich JavaScript-Programmierer. Den Endanwender interessieren sie herzlich wenig - er entscheidet in seinem lokalen Browser mit einem Mausklick, ob beispielsweise AJAX-Dateien dauerhaft auf dem lokalen Rechner behalten werden dürfen oder nicht. Tiefergehende Entscheidungsmöglichkeiten stehen ihm derzeit nicht zu. Welche Features werden also wirklich benötigt? Wo ist der goldene Mittelweg zwischen der nötigen Privatsphäre und der Flexibilität, die fortschrittliche Web-Angebote benötigen? Das sind offene Fragen, die noch einigen Diskurs benötigen.

Der Artikel stammt von Peter Wayner von unserer US-Schwesterpublikation InfoWorld. Die HTML5-Reihe wird fortgesetzt. (sh)