Vertriebsabkommen zum 30. Juni beendet

HPs Trennung von EMC ist perfekt

02.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Was sich bereits im Mai dieses Jahres abzeichnete, ist nun Wirklichkeit geworden: Hewlett-Packard (HP) vertreibt ab 1. Juli keine Speichersubsysteme von EMC mehr. Statt dessen greifen die Kalifornier auf Produkte des EMC-Konkurrenten Hitachi Data Systems (HDS) zurück.

Der Wechsel des Speicherlieferanten ist für HP nicht ohne Brisanz. Immerhin verkaufte der Anbieter im vergangenen Jahr EMC-Speichersysteme im Wert von 700 Millionen Dollar. Das entspricht etwa einem Fünftel des gesamten Umsatzes von EMC.

Einer der Gründe für die Beendigung des im November 1995 vereinbarten Vertriebsabkommens war offenbar die Weigerung EMCs, als OEM-Lieferant von HP aufzutreten. Damit hätte EMC gegenüber HPs Kunden auf ein eigenes Label auf den Speicherboliden verzichten müssen (siehe CW 19/99, Seite 38). Auf einer Presseveranstaltung in New York führte der HP-Marketing-Manager David Scott aber noch andere Argumente gegen EMC an: Kunden seien möglicherweise durch die Tatsache irritiert gewesen, daß HP EMCs proprietäre Lösungen für Speichernetze ("Enterprise Storage Network" = ESN) unterstützte. "EMCs Festlegung auf eine proprietäre Architektur paßt nicht zu unserer offenen SAN-Politik", so der Manager.

Markus Distel, Marketing-Leiter in der Enterprise-Abteilung der deutschen HP-Tochter in Böblingen, bestätigte diese Einschätzung gegenüber der CW. Mit den offenen HDS-Systemen wolle man Kunden eine Wahlmöglichkeit hinsichtlich der in einem SAN eingesetzten Speichersysteme offerieren.

Bereits am 5. Mai dieses Jahres hatte HP mitgeteilt, künftig eine modifizierte Variante des High-end-Plattenspeicher-systems "7700E" von Hitachi unter der Produktbezeichnung "HP Surestore E Disk Array MC256" vermarkten zu wollen. Damit würden die "Symmetrix"-Disk-Arrays von EMC in der oberen Leistungsklasse ersetzt.

Kunden, die bereits EMC-Speicher nutzen, will HP weiter mit Support- und Wartungsdienstleistungen bedienen. Darüber hinaus verhandle man mit dem Hersteller darüber, die "technische Zusammenarbeit aufrechtzuerhalten". Das heißt, Kunden, die etwa EMC-Speicher in Cluster-Umgebungen von HP einsetzen, erhielten weiterhin technische Unterstützung.

Obwohl der Schritt HPs für EMC einen Schlag ins Kontor bedeutet, gibt man sich in Hopkinton demonstrativ gelassen. Nach dem Auslaufen der Vertriebsvereinbarung könne man endlich die eigene Verkaufsmannschaft auf die Klientel HPs ansetzen. Die Anzahl von HP-Servern mit angeschlossenen Symmetrix-Speichern würde sich dadurch erhöhen. Das Investmenthaus Merrill Lynch & Co. mag diese Einschätzung nicht teilen. Im schlimmsten Fall könnten EMC 20 Prozent seines Geschäfts wegbrechen, prognostizieren die Analysten.