Neue PA-Risc-, Alpha- und Mips-Prozessoren angekündigt

HPs Kurswechsel zu Itanium lässt auf sich warten

28.06.2002
MÜNCHEN (CW) - Hewlett-Packards Itanium-Strategie greift noch nicht so recht. Obwohl die Marketing-Strategen nicht müde werden, immer wieder die bereits bekannten Vorteile der neuen Intel-Architektur anzupreisen, warten die Anwender erst einmal ab. Mit der Ankündigung neuer Risc-, Alpha- und Mips-Prozessoren haben die bewährten Server-Plattformen die Nase vorn.

"Wir haben Lösungen für die Datenzentren, die kein anderer Anbieter hat", warb Mary McDowell, Senior Vice President für die Sparte Standard-Server bei HP, in einem Interview mit der COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation "Infoworld". Eine wichtige Basis dafür sei der von Intel bereits angekündigte Itanium-2-Prozessor. Wie diese Lösungen im Detail aussehen, sagte die Managerin allerdings nicht.

Bis HPs Itanium-Strategie in Fahrt kommt, müssen sich wohl die althergebrachten Plattformen weiter bewähren. Die Highend-Server vom Typ "Superdome" arbeiten künftig mit den neuen "PA-Risc 8700+"-CPUs. Der neue Risc-Chip ist auf 875 Megahertz getaktet. Sein Vorgänger, der "PA-Risc 8700", bietet dagegen 750 Megahertz Taktrate. Beide Typen werden bei dem Konkurrenten IBM gefertigt.

Vorerst kommt der neue Prozessor in den 16-, 32- und 64-Wege-Maschinen der Superdome-Reihe zum Einsatz. Anwender können die Rechner gemischt mit CPUs aus der "8600"er-, der 8700er- sowie der 8700+-Reihe betreiben. Die HP-Verantwortlichen hoffen, mit dem neuen Chip den Konkurrenten IBM beim TPC-C-Benchmark zu übertrumpfen. Die von IBMs 32-Wege-"Regatta"-Server gesetzte Marke von 400000 Transaktionen pro Minute (TPM) soll mit 480 000 TPM um 20 Prozent übertroffen werden.

Auch die mit dem Compaq-Kauf übernommenen "Himalaya"-Rechner aus der Nonstop-Server-Linie werden mit einer neuen Chip-generation ausgestattet. Die Varianten "S76000" und "S86000" arbeiten mit"R14000"-Mips-CPUs, die mit 500 beziehungsweise 550 Megahertz getaktet sind.

Die fehlertoleranten Server sollen die "S74000"-Systeme ablösen, die mit auf 250 und 300 Megahertz getakteten "R12000"-Mips-Chips rechnen. Neben der höheren Taktrate sollen der Ausbau des Hauptspeichers bis maximal 16 GB pro Rechnerknoten sowie ein auf 100 beziehungsweise 110 Megahertz getakteter Systembus für mehr Leistung sorgen.

Mit der überarbeiteten Hardware spendierten die Server-Verantwortlichen der angekündigten Nonstop-Generation neue Software. So soll beispielsweise die Datenbank "Nonstop SQL/MX 1.5" Leistungsvorteile sowie verbesserte Abfrageoptionen bieten. Der integrierte Web-Server soll Standards wie Soap, UDDI, XML und XSLT unterstützen.

Laut Pauline Nist, Vice President und General Manager für die Nonstop-Linie bei HP, seien im vergangenen Jahr 20 Prozent der Umsätze im Nonstop-Bereich mit Neukunden erwirtschaftet worden. Experten gehen davon aus, dass HP mit den Hochverfügbarkeits-Servern rund eine Milliarde Dollar pro Jahr einnimmt. Im nächsten Jahr soll eine weitere Mips-Generation folgen. Ab 2004 planen die HP-Manager mit dem Itanium in den Himalaya-Servern.

Von 2004 an wollen die Server-Verantwortlichen auch die weltweit rund 700000 Alpha-Anwender für den Umstieg auf die 64-Bit-Intel-Plattform begeistern. Davon arbeiten etwa 400000 mit dem Betriebssystem "Open VMS", 300000 unter "Tru-64"-Unix. Während das ehemalige Compaq-Unix ab dem übernächsten Jahr in "HP-UX 11i v2" aufgehen soll, wird Open VMS laut der HP-Roadmap auf die Itanium-Plattform portiert.

Die Alpha-Prozessoren sollen bis 2006 verkauft und bis 2011 weiter unterstützt werden. Anfang 2003 will HP Alpha-Server mit dem "EV7"-Chip herausbringen. Etwa eineinhalb Jahre später ist der "EV79" geplant. Dass die Kunden sich nicht von heute auf morgen zu einem Wechsel entschließen, muss auch Rich Marcello, Vice President für die Alpha-Plattform bei HP, einräumen. Er rechne erst ab 2007 mit einer breiteren Migration auf Itanium. Lautete die HP-Devise vor kurzem noch, 100 Prozent der Alpha-Kunden zu halten, spricht Marcello nun davon, dass es enttäuschend wäre, mehr als zehn Prozent von ihnen zu verlieren.

Ab 2003 soll es nach den HP-Plänen ein einheitliches Unix-Derivat geben, das sowohl auf der PA-Risc- wie auf der Itanium-Plattform läuft. Bei HP-UX 11iv2 würden erstmals Techniken zur Selbstheilung, vergleichbar dem "Eliza"-Projekt von IBM, zum Einsatz kommen. In der folgenden Version "v3", die für 2004 geplant ist, sollen Clustering- und File-System-Erweiterungen von Compaqs Unix-Derivat Tru 64 integriert werden. (ba)