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HPs Fusionswehen - Hewlett klagt gegen Abstimmung

28.03.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Anders als von Hewlett-Packard (HP) offiziell immer wieder gesagt, hat sich die Auseinandersetzung um das Für und Wider der Fusion mit Compaq sich offenbar doch negativ auf die Geschäfte von HP ausgewirkt. Dies belegen interne Dokumente, die jetzt publik wurden.

Unterlagen von HPs Business Customer Organization zeigen, dass im vergangenen Monat der Umsatz mit Hardware gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres um 19 Prozent zurückgegangen ist. Insgesamt erwirtschaftete die HP-Division in diesem Februar 1,29 Milliarden Dollar und musste einen operativen Verlust von 108,3 Millionen Dollar hinnehmen, schreibt das "Wall Street Journal".

Die Business Customer Organization verantwortet das Produktgeschäft mit Unternehmen. Die Division ist zudem für den Verkauf von Ersatzkomponenten zuständig sowie für Services an Unternehmenskunden. Die Quartalsergebnisse dieser Division werden in HP-Geschäftsberichten nicht gesondert ausgewiesen, sondern finden sich in den Ergebnissen der Bereiche Computer Systems, Services etc. wieder. Für das zweite Quartal (Ende: 30. April) rechnen Analysten laut Thomson Financial/First Call mit einem Unternehmensumsatz von insgesamt rund 11,1 Milliarden Dollar.

Das amerikanische Wirtschaftsblatt weist darauf hin, dass die jetzt publik gewordenen Dokumente über die Umsatzeinbußen vom 8. und vom 13. März 2002 datieren, also einem Zeitpunkt vor der Abstimmung der HP-Aktionäre über die Fusion. Die HP-Botschaft, das Unternehmen könne ungeachtet der Fusionsquerelen seinen Geschäften in gewohnter Weise nachgehen, hatte HP geholfen, Stimmen für die Fusion zu gewinnen, schreibt das Blatt weiter.

UPDATE: Walter Hewlett geht vor Gericht Walter Hewlett, Gegenspieler von HP-Chefin Carleton Fiorina im Kampf um die Fusion zwischen HP und Compaq, hat vor dem Delaware Chancery Court eine Klage eingereicht. Er will überprüfen lassen, wie es zu dem Votum großer institutioneller Anleger kam, die trotz gegenteiliger Ankündigung für die Fusion stimmten. Hewlett ist insbesondere an dem Abstimmverhalten der Deutsche Asset Management interessiert, einer Tochter der Deutschen Bank AG. Vor der Hauptversammlung am 19. März 2002 hatte sie mit ihren 25 Millionen HP-Anteilen gegen die Fusion gestimmt, bei der Abstimmung aber das Votum ungefähr hälftig gesplittet. Eine Person aus dem Umfeld von Walter Hewlett sagte am 19. März, dass sich der Beginn der Hauptversammlung um 30 Minuten verzögert habe, weil HP noch bis zum Beginn der Abstimmung versuchte, große institutionelle Anleger wie die Deutsche Asset Management für die Fusion zu erwärmen. Diese Praxis, Anleger noch kurz vor der entscheidenden Wahl zu beeinflussen, will Hewlett jetzt unter die Lupe nehmen lassen. Weder HP noch die Deutsche Bank kommentierten den Sachverhalt. Eine HP-Sprecherin sagte, man halte es für unangemessen, das Abstimmungsverhalten bestimmter Anteilsinhaber zu diskutieren. Die Hauptversammlung habe 30 Minuten später begonnen, weil einige Teilnehmer noch einen Parkplatz finden mussten.
UPDATE: Walter Hewlett geht vor Gericht Walter Hewlett, Gegenspieler von HP-Chefin Carleton Fiorina im Kampf um die Fusion zwischen HP und Compaq, hat vor dem Delaware Chancery Court eine Klage eingereicht. Er will überprüfen lassen, wie es zu dem Votum großer institutioneller Anleger kam, die trotz gegenteiliger Ankündigung für die Fusion stimmten. Hewlett ist insbesondere an dem Abstimmverhalten der Deutsche Asset Management interessiert, einer Tochter der Deutschen Bank AG. Vor der Hauptversammlung am 19. März 2002 hatte sie mit ihren 25 Millionen HP-Anteilen gegen die Fusion gestimmt, bei der Abstimmung aber das Votum ungefähr hälftig gesplittet. Eine Person aus dem Umfeld von Walter Hewlett sagte am 19. März, dass sich der Beginn der Hauptversammlung um 30 Minuten verzögert habe, weil HP noch bis zum Beginn der Abstimmung versuchte, große institutionelle Anleger wie die Deutsche Asset Management für die Fusion zu erwärmen. Diese Praxis, Anleger noch kurz vor der entscheidenden Wahl zu beeinflussen, will Hewlett jetzt unter die Lupe nehmen lassen. Weder HP noch die Deutsche Bank kommentierten den Sachverhalt. Eine HP-Sprecherin sagte, man halte es für unangemessen, das Abstimmungsverhalten bestimmter Anteilsinhaber zu diskutieren. Die Hauptversammlung habe 30 Minuten später begonnen, weil einige Teilnehmer noch einen Parkplatz finden mussten.

Die Dokumente der Business Customer Organization wurden öffentlich eine Woche, nachdem auch das Dienstleistungsgeschäft von HP ins Gerede gekommen war. Ausgerechnet einen Tag vor der Abstimmung der HP-Aktionäre über die Fusion hatte Ann Livermore, President HP-Services, in einer internen E-Mail an ihre Mitarbeiter geklagt, sowohl Umsatz als auch Profit der von ihr verantworteten Service-Division lägen "signifikant unter den Planzielen" des laufenen Quartals. "Ein weiterer Grund zur Sorge ist", schrieb die oberste Verantwortliche der Hewlett-Packard-Dienstleistungssparte weiter, "dass die Auftragseingänge für das Servicegeschäft sehr gering bleiben." Kaum wurde dieses Memo publik, fiel der Wert des HP-Papiers um zeitweise bis zu 5,4 Prozent. Nun wird offen spekuliert, ob HP diese Informationen, die nur an die Mitarbeiter gingen, auch den Aktionären hätte mitteilen müssen.

Nachdem die Dokumente der Business Customer Organization bekannt wurden, bewegte sich der Wert der HP-Aktie um 17,77 Dollar. Dieser Kurs liegt zwar noch um einiges über dem historischen Tiefstand vom 21. September 2001, als der Aktienwert auf 12,5 Dollar abgestürzt war. Er liegt aber auch weit unter dem 52-Wochen-Hoch vom 18. April 2001, als für das HP-Papier 34 Dollar gezahlt wurden.

Webb McKinney, President der Business Customer Organization und Leiter des HP-Integrationsteams, wies darauf hin, dass die jetzt bekannt gewordenen Geschäftszahlen keinen Hinweis auf das Gesamtquartal zuließen. Er fügte hinzu, dass ein großer Teil des Umsatzes erfahrungsgemäß erst zum Ende des Quartals erzielt würde. HP werde seine Voraussagen für das laufende Vierteljahr auch nicht revidieren.

HP-Chefin Carleton Fiorina und ihr Gegenüber bei Compaq, Michael Capellas, schrieben derweil in einem Memo an die Belegschaften, dass es ein "komplexes Unterfangen" sei, die beiden Firmen zusammenzuführen. Es könne sein, dass man dabei "ab und zu ins Stolpern gerate". Die Mitarbeiter, forderten Fiorina und Capellas, sollten jetzt nicht in ihrem Engagement nachlassen, insbesondere da die Konkurrenz "die momentane Situation von HP und Compaq ausnutzt, um Angst, Unsicherheit und Zweifel unter den Kunden der beiden Unternehmen zu streuen". Beide Firmenchefs betonten allerdings auch, dass die Belegschaften vorerst weiter als getrennte Firmen und somit als Konkurrenten agieren müssten.

Außerdem gaben Fiorina und Capellas bekannt, dass binnen Wochenfrist die Mitarbeiter von HP und Compaq über die Organisationsstruktur des vereinten Unternehmens und damit auch über Personalmaßnahmen informiert würden. Zudem werde erklärt, wie sich die oberste Management-Ebene zusammensetzt. Offiziell sollen 15.000 Mitarbeiter der Fusion zum Opfer fallen. Die Entlassungen würden aber nicht in allen Fällen sofort wirksam, sondern zögen sich über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren hin, hieß es in einer Erklärung. (jm)