Proprietäre MPE-Bastion mit Posix geöffnet

HP wagt sich mit Unix-Systeme IBMs Mainframe-Pfründe heran

20.12.1991

BÖBLINGEN (jm) - Was ehedem ein Tabu sein mochte, intoniert HP heute ungeniert als eigenes Credo: Die Mainframe-Welt der IBM ist von gestern, Unix gehört die Zukunft.

Vier neue Modelle für ihre Unix-Familie und drei Verstärkungen für die MPE-Linie sowie die Öffnung des proprietären MPE-Betriebssystems durch eine Posix-Schnittstelle unterstreichen: Hewlett-Packard goes Unix.

Anläßlich der Präsentation der Serie-3000- und -9000-Modelle machten die HP-Marketiers kein Hehl daraus, welchen Markt sie aggressiv angehen wollen: die IBM-/370-Welt.

Mit Kundenbeispielen bemühten sich die Marketing-Strategen Bhaskar Sanyal, Thomas Dreller und Axel Lange zu belegen, daß es heutzutage durchaus möglich ist, Mainframe-Downsizing erfolgreich zu bewerkstelligen (vgl. auch die nächste Ausgabe der CW: "HPs Rechner setzen Mainframes..."). So verwiesen sie auf das Beispiel der Foxboro Company, die mittlerweile durch die Konzentration auf Server-Systeme 45 Prozent der Kosten für DV-spezifische Aufwendungen einspart, den DV-Betrieb hingegen mit nur mehr knapp der Hälfte des Personals "fahren" kann.

Schon früher hatte HP darauf verwiesen, daß es über Konvertierungssoftware-Tools wie "Conveyor" von der Dortmunder Infosoft GmbH, möglich ist, nicht nur von Wang -, sondern auch von MVS-Mainframes mit CICS/Cobol auf HPs 3000-Rechner umzusteigen.

Deren MPE-Betriebssystem hat durch die Applizierung einer Posix-Schnittstelle seine proprietären Schranken geöffnet. Die von HP als Konkurrenz zu Großrechner-basierten Anwendungen und vornehmlich in OLTP- und der kaufmännischen DV positionierten HP-3000-Modell-980-Rechnerfamilie wurde um die in symmetrischer Multiprozessor-Technologie ausgelegten Modelle 980/ 300 (drei CPU-Boards) und 9801 400 (vier Prozessorkarten) erweitert. Die Nova-Rechner der 3000-Serie erhielten am oberen Ende mit dem 977-Modell Zuwachs. Auch bei den Unix-Modellen der HP-9000-Serie 800 baute man am oberen Leistungsende aus:

Hinzugekommen sind die Modelle 300 und 400. Letzteres soll eine TPC-A-Leistung von 173 Transaktionen/s erzielt haben. Wie die Rechner der 3000-Serie basieren auch die 9000-Modelle auf HPs eigenentwickelter PA-RISC-Architektur.

Für beide Rechnerfamilien präsentierte HP außerdem neue Peripheriespeicher auf Basis der Array-Technologie, die über Lichtwellenleiter miteinander verbunden werden können.