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HP verfünffacht Gewinn

15.05.2002
Im zweiten Geschäftsquartal steigerte HP seinen Gewinn um 436 Prozent, musste jedoch Umsatzeinbußen von neun Prozent hinnehmen. Die Prognose für die Zukunft fiel eher verhalten aus.

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Hewlett-Packard (HP) hat in seinem zweiten Geschäftsquartal ein 436-prozentiges Gewinnwachstum gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum ausgewiesen. Der Umsatz ging jedoch um neun Prozent zurück. Bei den Zahlen, die der IT-Konzern am gestrigen Dienstagabend nach Börsenschluss veröffentlichte, handelt es sich um den letzten eigenständigen Geschäftsbericht des Unternehmens. Nach der vor kurzem vollzogenen Fusion mit Compaq werden ab dem laufenden dritten Quartal die Ergebnisse von HP und dem ehemals unabhängigen PC-Hersteller aus Texas zusammengenommen.

Der Nettoprofit des Unternehmens stieg von 47 Millionen Dollar oder zwei Cent je Aktie im ersten Geschäftsquartal 2001 auf nunmehr 252 Millionen Dollar oder 13 Cent pro Anteilschein. Im zweiten Geschäftsquartal 2001 war das Nettoergebnis erheblich durch außergewöhnliche Aufwendungen in Höhe von 400 Millionen Dollar für Gerichtsstreitigkeiten belastet worden. Das operative Ergebnis beläuft sich zwischen Februar und April 2002 auf 498 Millionen Dollar oder 25 Cent je Aktie und entspricht damit den durchschnittlichen Erwartungen der Analysten (First Call/Thomson Financial). Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte HP lediglich 336 Millionen Dollar oder 17 Cent pro Anteilschein erzielt.

Der Umsatz des Unternehmens brach im Jahresvergleich jedoch um 9,6 Prozent auf 10,6 Milliarden Dollar ein. Bereits nach der Veröffentlichung der Zahlen für das erste Geschäftsquartal 2002 hatte HP vor Umsatzeinbußen gewarnt. Als Begründung wurde damals die saisonal- und konjunkturbedingte Investitionszurückhaltung der Kunden genannt. Die Einnahmen in den USA fielen in den vergangenen drei Monaten um 16 Prozent gegenüber dem zweiten Geschäftsquartal 2001. Europa wies als einzige Region steigende Umsätze auf: Die Erlöse legten im Jahresvergleich um zwei Prozent zu. Im asiatisch-pazifischen Raum sanken die Einnahmen um 13 Prozent und in Südamerika um zwölf Prozent.

Cash-Cow Imaging und Printing

Während fast alle HP-Geschäftsbereiche im zweiten Geschäftsquartal auf operativer Basis rote Zahlen schrieben, konnte die Gruppe Imaging and Printing Systems ihren Gewinn sogar um 110 Prozent auf 768 Millionen Dollar steigern. Der Umsatz fiel jedoch um ein Prozent auf 4,9 Milliarden Dollar. Ebenfalls profitabel wirtschaftete die Sparte IT-Services, die 163 Millionen Dollar Gewinn verzeichnete, aber im Jahresvergleich um sechs Prozent einbrach. Die Einnahmen waren hier mit 1,5 Milliarden Dollar um vier Prozent rückläufig.

Embedded and Personal Systems kam auf ein operatives Minus von 106 Millionen Dollar und einen Umsatz von 2,1 Milliarden Dollar. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum hatte die Einheit einen Verlust von 85 Millionen Dollar und Einnahmen von 2,5 Milliarden Dollar verzeichnet. Die auf Workstations und Server spezialisierte Division Computer Systems verbuchte ein Defizit von 240 Millionen Dollar, was einer Verdoppelung gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum entspricht. Der Umsatz fiel um 20 Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar. Die Sparte Financing verringerte ihren operativen Verlust von 27 auf acht Millionen Dollar; die Einnahmen sanken um 13 Prozent auf 318 Millionen Dollar.

149 Millionen Dollar für Merger-Bemühungen

HP-Chefin Carleton Fiorina
HP-Chefin Carleton Fiorina

HP-Chefin Carleton Fiorina zeigte sich zufrieden mit den jüngsten Ergebnissen und hob hervor, dass die Anti-Merger-Aktionen von Walter Hewlett dem Unternehmen kaum geschadet hätten. Das ehemalige Verwaltungsratsmitglied hatte in einem monatelangen Kampf versucht, die umstrittene Fusion von HP und Compaq zu verhindern. Zuletzt war er mit einer Klage vor Gericht gescheitert, mit der er das Aktionärsvotum zum Merger für ungültig erklären lassen wollte. HP-Finanzchef Bob Wayman sagte in diesem Zusammenhang, dass von den 260 Millionen Dollar an einmaligen Sonderaufwendungen im abgelaufenen Berichtszeitraum 149 Millionen Dollar auf das Konto des Fusionsprozesses gingen. Davon wiederum seien 75 Millionen Dollar für die Werbung von Aktionärsstimmen und den Kampf gegen Walter Hewlett geflossen.

Aufgrund der guten Zahlen will HP seine Mitarbeiter erstmals seit 18 Monaten wieder mit Bonuszahlungen belohnen. Dafür stellt der Konzern rund 220 Millionen Dollar zur Verfügung. Firmenchefin Fiorina erklärte zudem, dass die ersten der 15.000 HP- und Compaq-Mitarbeiter, die im Rahmen der Fusion entlassen werden sollen, ihre Kündigungen erhalten hätten. Rund 9000 US-Angestellten habe man dabei vorgeschlagen, in den Frühruhestand zu gehen.

Verhaltener Ausblick

Mit Prognosen für das kommende Quartal gab sich Fiorina zugeknöpft. Eine detailliertere Richtlinie für die fusionierte Gesellschaft will das Unternehmen erst am 4. Juni auf einem Treffen mit Analysten bekannt geben. Nur so viel verriet die HP-Chefin: "Obwohl eine leichte Erholung in der zweiten Jahreshälfte immer noch möglich ist, rechnen wir nicht damit, dass die IT-Investitionen vor 2003 deutlich anwachsen werden."

Trotz der soliden Zahlen fiel die HP-Aktie im nachbörslichen Handel am gestrigen Dienstag um 4,4 Prozent auf 19,60 Dollar. (ka)