HP und EDS: Vereint in Defiziten

15.05.2008
Die Marktanalysten von IDC haben in einer Stellungnahme den Kauf von EDS durch HP bewertet. Einiges spricht für die Akquisition. Es bleiben aber viele Fragezeichen.

Die Marktanalysten von IDC haben in einer Stellungnahme den Kauf von EDS durch HP bewertet. Einiges spricht für die Akquisition. Es bleiben aber viele Fragezeichen.

Mette Ahourlu, Analystin bei IDC: "HP und EDS ergänzen sich aus verschiedenen Gründen sehr gut. Das gilt etwa unter geografischen Aspekten. HP hat insbesondere in Deutschland Stärken, wohingegen EDS in Großbritannien ein etablierter Anbieter ist.

Auch die vertikale Ausrichtung passt gut zueinander. Zusammen sind EDS und HP in den Segmenten öffentliche Hand, Fertigungsindustrie, Finanzdienstleister und Telekommunikation ordentlich vertreten. EDS gehört - anders als HP - zu den weltweit führenden Infrastruktur-Outsourcing-Anbietern inklusive eines fundierten Know-hows in der Großrechnerwelt. HP bringt Wissen um den Desktop- und MidrangeServer-Betrieb ein. Während HP seit jeher ein starkes Augenmerk auf Support-Aktivitäten legt, hat EDS genau dieses Geschäft in Europa gegen Ende 2006 verkauft. Weltweit führend sind sowohl HP als auch EDS im Geschäft mit Netz- und Desktop-Management. Weniger gut aufgestellt sind die Partner, wenn Betrieb und Pflege von Unternehmensapplikationen gefragt sind. Um dieses Defizit zu beheben, hat EDS Allianzen etwa mit PricewaterhouseCoopers und SAP geschmiedet. HP bemüht sich darum, SAP-6.0-Upgrades fabrikmäßig, also standardisiert, abzuwickeln.

Insgesamt haftet EDS das Image des technikorientierten Infrastruktur-Outsourcers an, und auch HP eilt der Ruf des Technikunternehmens voraus. Mit dem Zusammenschluss entsteht ein Firmenimperium, das sich in Technikfragen um keine Antwort verlegen zeigt, in der Geschäfts- und Prozessorientierung aber überfordert scheint. Das Verständnis des Kundengeschäfts ist heute keine Sahnhäubchen auf dem Serviceportfolio mehr, sondern Türöffner für margenträchtige Applikations-Management- und BPO-Aufträge. Wollen HP und EDS ihre unbestrittenen Stärken im Infrastrukturgeschäft mit Dienstleistungen komplettieren, die hohe Wachstumsraten und Gewinnspannen garantieren, müssen sie sich in der Prozess- und IT-Beratung gewaltig verbessern. Zurzeit müssen sie sich diesbezüglich hinter den Konkurrenten IBM und Accenture einreihen."