Kooperation in Sachen Corporate Networks

HP und Cisco wagen einen zweiten Anlauf

23.01.1997

Die enge Bindung der IT-Schwergewichte aneinander hat Tradition. Die aufsehenerregendste Kooperation war jedoch auch die unfruchtbarste: Mit "100VG-Anylan" entwickelten die Partner ein schnelles und technisch ausgefeiltes Ethernet, konnten sich aber nicht gegen das konkurrierende "100Base-T" durchsetzen. Mittlerweile ist in diesem Bereich die Produktentwicklung fast zum Erliegen gekommen.

Eine Wiederholung dieses Debakels möchten die Partner natürlich vermeiden, zumal die jetzige Kooperation eine neue Dimen- sion hat. Wurden mit den gemeinsamen Projekten - beispielsweise SNA-Anbindung und Netz-Management - bis dato Lücken im Produktportfolio gefüllt, soll die Bindung nun enger ausfallen. Gegliedert in die vier Kategorien Technologieentwicklung, Produktintegration, professionelle Services sowie Support zielt die Partnerschaft darauf ab, der Kundschaft langfristig durchgehende Lösungen für ihre Corporate Networks aus einer Hand mit wahlweise HP- oder Cisco-Logo anzubieten.

"Wir hätten diesen Schritt nicht getan, würden wir nicht mit einer Zunahme des Geschäftes rechnen", hofft Cisco-CEO John Chambers auf einen Umsatzsprung. "Zusammen planen wir, Internet-fähige, optimierte und gebrauchsfertige Lösungen für die Kundschaft zu entwickeln", erläuterte Lewis Platt, President und CEO bei HP.

HP wird dazu die eigenen Unternehmenslösungen an die Netzwerkkomponenten und die Software-Architektur Internetworking Operating System (IOS) von Cisco anpassen und letztere zumindest teilweise in die Unix- Systeme und in die Produktrei- he der Windows NT Server einbauen.

Produkte für Geschäftsverkehr

Im Rahmen der Technologie-entwicklung sollen auf Basis von Standardprotokollen wie dem Resource Reservation Protocol (RSVP) neue Produkte entstehen, mit denen die Qualität und die Sicherheit der Rechnernetze den Anforderungen von Geschäftstransaktionen standhalten. Zudem integriert HP Netztechniken in die eigenen Server-Reihen und das Netz-Management-Tool "Ciscoworks" in die Plattform "Openview". Beide Partner werden das Produktportfolio der Netzkomponenten aufeinander abstimmen und ergänzen. Unter anderem wird Cisco HP Gigabit-Ethernet-Chips zur Verfügung stellen.

Im Bereich der Services wollen sie Konfigurationen entwickeln und testen, die Anwendungen wie SAP-Lösungen, Datenbanken und Kommunikationssysteme besser unterstützen. Damit sollen sich Implementierungszyklen verringern und die migrierten Plattformen in die Kommunikationsumgebung einpassen lassen.

HP wird künftig als Systemanbieter für bestimmte Cisco-Angebote auftreten. Zusammen wollen die Partner den Support für das Projekt-Management und die Integration komplexer Aufgaben bei Kunden erledigen. Letztere Vereinbarung dürfte nach Einschätzung der US-Fachleute vor allem der Networking-Company zugute kommen. "Cisco könnte mit HP zwei seiner größten Probleme beheben: die Lücken beim Netzwerk-Management und den mangelnden Service und Support", wertet Skip MacAskill, Senior Research Analyst bei der Gartner Group, die Zusammenarbeit.