Einstieg in IP-basiertes Storage-Management

HP stärkt Speichergeschäft durch Übernahme

03.08.2001
MÜNCHEN (CW) - Um das eigene Portfolio an Speichertechnologien anzureichern, will sich Hewlett-Packard (HP) das Softwareunternehmen Storageapps und dessen Virtualisierungstechnik einverleiben.

Im Rahmen eines Aktientauschs im Wert von 350 Millionen Dollar möchte HP den Spezialisten für Speichervirtualisierung übernehmen. Nach Abschluss der Transaktion soll Storageapps als hundertprozentige HP-Tochter firmieren.

Im Zuge der Akquisition wird Storageapps´ "SAN-Link"-Software in das HP-Angebot übergehen. Erklärtes Objekt der Begierde ist jedoch die Speichervirtualisierungstechnik des Übernahmekandidaten. Sie soll die Implementierung und das Management von SANs (Storage Area Networks) erleichtern und das Zusammenfassen von Produkten verschiedener Hersteller zu einem heterogenen Storage-Pool ermöglichen. HP will der Storageapps-Technik als Schlüsselkomponente künftig einen festen Platz in seinem FSAM-Projekt (FSAM = Federal Storage Area Management) einräumen. Im Rahmen des im vergangenen Februar gegründeten Projekts plant der Hersteller die Entwicklung von Produkten, die dem steigenden Speicherbedarf entgegenkommen und das Management heterogener Storage-Landschaften erleichtern sollen.

Nach Meinung von Marktexperten gewinnt HP durch den Zukauf im Bereich der Speichervirtualisierung einen Vorsprung vor Branchenschwergewichten wie EMC, Compaq und IBM. Compaqs Pendant "Versastor" etwa soll Defizite bei der Unterstützung konkurrierender Plattformen haben.

Insbesondere die Kompatibilität mit Big Blues Storage-Arrays soll - anders als ursprünglich geplant - nicht gegeben sein. IBM-Kunden werden somit auf die viel zitierte "Storage-Tank"-Software der IBM-Tochter Tivoli warten müssen, deren Markteinführung derzeit noch in den Sternen steht. Speicherkonkurrent EMC wiederum soll eine Art Virtualisierungsprodukt bislang lediglich angedeutet haben.

Nach Ansicht von Analysten könnte auch Dell in Bedrängnis geraten: Nach einer im letzten Jahr geschlossenen Vertriebspartnerschaft mit Storageapps bietet der Direktanbieter so genannte Virtualisierungs-Appliances, sprich: eigene Server im Bundle mit Storageapps SAN-Link-Software, an. "Es ist unwahrscheinlich, dass Dell weiterhin den OEM-Lieferanten für eine Technologie seines Server-Rivalen HP spielen will", so Steve Duplessie, Analyst bei The Enterprise Storage Group. Dell scheint die veränderten Umstände gelassen zu nehmen. Als Investor in Storageapps habe man von Anfang an einen detaillierten Einblick in den Deal gehabt. Man werde der Vereinbarung mit Storageapps weiterhin nachkommen, versicherte ein Dell-Sprecher gegenüber der US-Presse.

Storage-Produkte auf ISCSI-Basis

Im Zuge der Erweiterung seines Speichergeschäfts hat HP für das erste Quartal 2002 außerdem eine Reihe von Speicherprodukten auf ISCSI-Basis angekündigt. Der aufkommende Standard soll die Nutzung von Storage-Pools über Standardnetze wie Ethernet ermöglichen, die auf dem Netzprotokoll TCP/IP aufsetzen. Damit könnten sich Ethernet-basierende, preisgünstigere SANs zur Alternative Fibre-Channel-gestützter Speichernetze mausern.