CW-Serie: Business-App-Stores

HP schickt zwei Stores ins Rennen

12.09.2012
Von 


Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.

Der globale Store startet mit IaaS

„cCell spricht Geschäftskunden mit hohen Anforderungen an die Verfügbarkeit und Sicherheit an.“ Klaus Berle, Leiter des Cloud Competence Center bei HP
„cCell spricht Geschäftskunden mit hohen Anforderungen an die Verfügbarkeit und Sicherheit an.“ Klaus Berle, Leiter des Cloud Competence Center bei HP
Foto: HP

Auf weltweiter Ebene verfolgt HP vorerst ein anderes Modell. Im Mai hat der Konzern die Betaphase seines öffentlichen Marktplatzes "HP Cloud Services" eingeläutet. Zum Start kündigte das Unternehmen erste Cloud-Lösungen an, darunter Computing-, Storage-, MySQL- und Identity-Dienste. Der Konzern wirbt zunächst vor allem um Programmierer und Softwarefirmen, die auf Basis der Infrastrukturdienste neue Applikationen entwickeln, testen, ausliefern und skalieren können. Das ist wichtig, um den Marktplatz mit Inhalten zu füllen und somit Privat- und Geschäftskunden als Nutzer von Cloud-Diensten zu finden.

Für die Computing-Dienste verlangt der Betreiber etwa in der kleinsten Konfiguration "Standard Extra Small" mit 1 GB RAM, einem virtuellen Kern und 30 GB lokalem Speicher vier Cent pro Stunde. Die derzeit leistungsstärkste Computing-Version "Standard Double Extra Large" kostet 1,28 Dollar je Stunde und bietet 32 GB RAM, acht virtuelle Kerne und 960 GB Speicherplatz.Der Cloud-App-Store fügt sich in HPs "Converged-Cloud"-Konzept ein. Es stellt Anwendern und Entwicklern Werkzeuge und Ressourcen bereit, mit denen sie Cloud-Anwendungen schaffen und betreiben können.

"Wenn heute neue Applikationen entwickelt werden, geschieht das in der Regel in der Public Cloud. Das Converged-Cloud-Modell erlaubt es den Entwicklern, ihre Software in andere Umgebungen zu überführen", beschreibt Berle das Konzept. So sei es etwa möglich, die öffentlichen Cloud-Dienste in eine Virtual Private Cloud, Private Cloud oder in eine traditionell betriebene IT-Installation zu transformieren. Basis dieser Migration sind Standards der quelloffenen Cloud-Architektur "Openstack", die einheitliche Schnittstellen etwa zu Security- und Management-Einrichtungen vorsieht. Bislang haben rund 70 Partner ihr Engagement auf der HP-Plattform angekündigt. Sie arbeiten an Applikationen und Angeboten in folgenden Kategorien:

  • Applikationen,

  • Datenbanken,

  • Entwicklung und Testing,

  • Cloud-Management,

  • Mobility,

  • Monitoring,

  • Platform as a Service (PaaS),

  • Security,

  • Storage und

  • Cloud-Technologie.

Die Preislisten sind öffentlich

Die Zielgruppe in der Endausbaustufe ergibt sich aus den von den unabhängigen Softwarehäusern und HP-Partnern gebotenen Services, kann also sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden umfassen. HP hat ein Interesse daran, möglichst viele Dienste verschiedener Anbieter über den Marktplatz und die eigene Infrastruktur abzuwickeln, denn für den IT-Konzern rechnet sich die Investition nur über einen hohen Verbrauch an Infrastrukturdiensten. "HP liefert IaaS-Services, für die der Provider von Cloud-Services zahlen muss. So finanziert HP das Modell", erläutert Berle. Die Preislisten des weltweiten, öffentlichen Marktplatzes sind im Internet einsehbar.

Die cCell-Kosten variieren

Auch die cCell-Services finanzieren sich über die Cloud-Dienste und IT-Ressourcen, die Partner und Kunden von HP beziehen. Frei zugängliche Preislisten gibt es aber nicht, denn die regelmäßigen Abgaben und einmaligen Einrichtungskosten orientieren sich am jeweiligen Projekt. "Oftmals sollen vorhandene Applikationen mit geeigneten Tools in die Cloud migriert werden", erläutert Berle. "Wenn es nur um das Deplyoment eines Software-Images geht, halten sich die Up-Front-Kosten in Grenzen. Sind hingegen umfangreiche Installationsprozeduren etwa mit Anbindung entsprechender Backup-Datenbanken erforderlich, kann das Projekt teurer werden." Der cCell-Marktplatz, der unterschiedliche Applikationen aggregiert und Nutzern bereitstellt, läuft nur in der HP-Umgebung. Cloud-Angebote externer Anbieter werden von HP derzeit nicht eingebunden.

Teaserbild: Cybrain, Fotolia.de

CW-Serie Business-Marktplätze, Teil 2

Seit Apple mit der Einführung des iPhones das Prinzip eines Online-Marktplatzes zum Verteilen von Software etablierte, sind Apps und ihre entsprechenden Stores aus der IT-Branche nicht mehr wegzudenken. Allerdings stellen die beiden großen, populären Marktplätze App Store (Apple) und Play Store (Android) aus professioneller IT-Sicht eher eine Gefahr als einen Fortschritt dar: Zu groß scheint das Risiko, dass sich hier ein Anwender mit einer App Malware herunterlädt und dadurch die Sicherheit der Unternehmens-IT aufs Spiel setzt.

Ein zweites Manko ist das riesengroße Angebot: Mag es im Wettbewerb um Privatanwender sinnvoll sein, hunderttausende Apps anzubieten, gerät die Vielfalt im Unternehmen zum Nachteil. Wer hat schon die Zeit, diesen Wust an Programmen nach dem passenden Tool zu durchsuchen? Minuspunkte, die auch IT-Hersteller und Service-Provider erkannt haben. Mit eigenen Marktplätzen wollen sie explizit die Business-Klientel adressieren. Zudem handelt es sich bei den professionellen Angeboten in der Regel nicht um Apps zum Herunterladen, sondern um buchbare Cloud-Services.

Die COMPUTERWOCHE hat sich die verschiedenen Angebote angeschaut und wird in einer Serie die Enterprise-Marktplätze folgender Anbieter vorstellen:

Telekom,

• Hewlett-Packard,

Microsoft,

Fujitsu,

SAP.