Kooperation mit PWC beendet

HP ordnet sein Servicegeschäft

13.09.2002
MÜNCHEN (CW) - Interne Querelen und externe Einflüsse sorgen für Unruhe bei HPs Servicetochter: Die einst vielbeachtete Allianz mit Pricewaterhouse-Coopers (PWC) wurde beendet, die fusionsbedingten Probleme mit einem fragwürdigen Kompromiss vorerst beigelegt.

Bislang wurden interne IT-Entscheidungen bei Hewlett-Packard (HP) und Compaq auf unterschiedliche Weise getroffen und umgesetzt. Bei HP fällte die für externe Kunden zuständige Managed Services Unit auch konzerninterne strategische IT-Entscheidungen. Die Umsetzung oblag jedoch der internen IT-Abteilung. HP nutzte diese Vorgehensweise für Werbezwecke, indem die IT-Abteilung des eigenen Konzerns als Referenzkunde präsentiert wurde. Compaq führte den für Servicekunden zuständigen Dienstleister und die eigene IT-Abteilung als getrennte Geschäftsbereiche. Nur die internen IT-Experten waren für strategische Entscheidungen und deren Umsetzung zuständig.

Zwei Chefs für eine Abteilung

Nach der Hochzeit entbrannte ein Richtungsstreit über den künftigen Weg der internen IT. Der nun gefundene Kompromiss vereint Teile aus beiden Modellen: Aus Elementen der Managed Services Unit und den beiden internen IT-Abteilungen geht nun der neue Geschäftsbereich Managed Services Design and Delivery(MSD&D) hervor. Die neue Abteilung wird interne wie auchexterne Projekte betreiben und aller Voraussicht nach von Fred Jones angeführt. Er berichtet wiederum sowohl an HPs neuen CIO Robert Napier, als auch an Hans Ulrich Holdenried, Chef des HP-Dienstleisters Managed Services.

Am 31. Oktober soll die neue Einheit betriebsbereit sein. Fraglich ist jedoch, wie lange sie in der nun beschlossenen Form bestehen wird. Napier, ein Ex-Compaq-Manager, und Holdenried aus der HP-Fraktion haben gleichberechtigten Einfluss auf Richtungsentscheidungen. Einem internen Schreiben zufolge gibt es bereits Pläne, dass MSD&D-Chef Jones künftig nur noch an die Managed-Services-Abteilung berichten wird. Damit würde der frühere Compaq-Weg praktisch beendet.

Außerdem sorgt ein weiterer Merger für Unruhe in HPs Serviceeinheit. Weil Pricewaterhouse-Coopers (PWC) unter das IBM-Dach schlüpfte, ist die vor mehr als einem Jahr geschmiedete Allianz mit dem Consulting-Haus aus HP-Sicht nicht mehr tragbar. Die im Juni 2001 angekündigte Zusammenarbeit war vielbeachtet, weil sie zum einen auf den gescheiterten Übernahmeversuch von PWC durch HP folgte. Zum anderen galt sie als Versuch beider Unternehmen, ein Vollsortiment im Servicebereich aufgrund von Kooperationen zu erstellen. Die HP-PWC-Allianz zielte insbesondere auf die Luftfahrtbranche. Ihr wollten die Partner Produkte, Lösungen und Services für die Kundenpflege und das Lieferketten-Management anbieten. HP und PWC investierten mehrere zehn Millionen Dollar in die Kooperation und eröffneten ein gemeinsames Entwicklungs- und Demonstrationszentrum für die Luftfahrtkundschaft.

Nicht nur die Zusammenarbeit mit HP geht zu Ende, auch die Kooperation, die PWC mit dem IBM-Rivalen EDS unterhält, scheint gefährdet. Beide Unternehmen arbeiteten zuletzt eng im Bereich SAP-Beratung zusammen. Rund 10 000 Mitarbeiter aus den zwei Servicegesellschaften bieten Kunden Consulting-, Integrations-, Outsourcing- und Support-Services an. Der Vertrag zwischen PWC und EDS geht auf den Dezember 2001 zurück. Erst im vergangenen März hatten die Partner ihre Zusammenarbeit um die Marktsegmente biometrische Erkennungsverfahren und Sicherheitsdienste für die US-amerikanische Luftfahrtindustrie erweitert. (jha)