Geschäftsziele der deutschen Tochter werden verfehlt

HP-Mitarbeiter sollen auf Gehalt verzichten

13.07.2001
STUTTGART (ajf) - Der IT-Konzern Hewlett-Packard (HP) hat seine knapp 6000 deutschen Mitarbeiter aufgerufen, freiwillig auf einen Teil ihres Gehalts zu verzichten. Der Grund: Die Wachstumsziele des Geschäftsjahres 2001 werden nicht erreicht.

In den vier Monaten von Juli bis Oktober sollen die HP-Beschäftigten in Deutschland auf zehn Prozent ihres Gehalts oder acht Urlaubstage verzichten. Optional sei auch eine Kombination aus beidem möglich, so HPs Personalchef Fritz Schuller vergangene Woche auf einer Pressekonferenz. Dabei geht die Riege der Topmanager hierzulande mit gutem Beispiel voran und verzichtet eigenen Angaben zufolge auf 15 Prozent ihrer Bezüge sowie auf Boni. Für die Mitarbeiter sei die Beteiligung am Sparprogramm laut Schuller freiwillig und anonym. Das inoffizielle Motto: "In guten wie in schlechten Zeiten."

Mit dem Notprogramm versucht HP, Kosten zu senken, ohne Personal betriebsbedingt entlassen zu müssen: "Wir kaufen uns Zeit", argumentierte Deutschland-Chef Heribert Schmitz, denn die konjunkturelle Talsohle sei noch nicht erreicht. Sollten sich alle Mitarbeiter beteiligen, könnten rund 18 Millionen Mark eingespart werden. Die eigenen Kostenstrukturen seien höher als bei den Wettbewerbern - "zu hoch für die wirtschaftlichen Gegebenheiten". Über das Feedback aus der Belegschaft wurden keine Angaben gemacht, allerdings bezeichnete Schmitz die vorgesehenen Gehaltskürzungen als "unheimliches Commitment zum Unternehmen".

HP wird zur Belastung, was einst als innovatives Instrument zur Mitarbeiterbindung entwickelt worden war: Jeder Angestellte verfügt über ein "Langzeitkonto", in welches die Urlaubstage und der Überstundenausgleich einfließen. Wer pro Woche etwa acht Überstunden macht, hat am Ende des Jahres rund 50 Tage auf dem Konto, die je nach Bedarf angespart, abgefeiert oder ausbezahlt werden können. Inzwischen verfügen die HP-Mitarbeiter durchschnittlich über 80 Tage auf ihrer Habenseite. Für diese "Gutschrift" muss der Konzern Rückstellungen bilden, die sich negativ auf das Jahresergebnis auswirken.

Die Sparaktion zeigt, dass auch HP nicht ungeschoren durch die konjunkturelle Talfahrt kommt. Das für dieses Jahr in Deutschland geplante Umsatzwachstum von 15 Prozent wird nach Aussage von Deutschland-Chef Schmitz definitiv nicht erreicht. Genaue Prognosen wollte er aber nicht abgeben. Im vergangenen Geschäftsjahr, das bis Ende Oktober 2000 lief, hatte HP hierzulande knapp fünf Milliarden Euro eingenommen. Für das weltweite Geschäft erwartet der Konzern offiziell ein leichtes Minus bei den Umsätzen, die sich im Vorjahr auf knapp 50 Milliarden Dollar beziffert hatten.

Dass die Situation bei HP angespannt ist, verdeutlichen auch die übrigen Kostensenkungsmaßnahmen des Konzerns. So werden das Reisebudget gekürzt und das Dienstwagenprivileg genauer kontrolliert. Des Weiteren entzieht der Konzern einigen Mitarbeitern die Handys, da deren Gebühren inzwischen aus dem Ruder gelaufen sind. Außerdem sollen in den nächsten Monaten weitere Sparmaßnahmen folgen.

"Der konjunkturelle Knick ist stärker, als ich es noch im März vorausgesehen habe", gab Deutschland-Chef Schmitz zu. Die wirtschaftliche Situation sei bei vielen Kunden gegenwärtig so prekär, dass inzwischen bei jedem Projekt genau auf den Preis geschaut werde. Die größten Probleme bereitet HP derzeit das PC-Geschäft, aber auch der Markt für Infrastrukturlösungen. Darunter fallen in dem Konzern unter anderem das Server-Business sowie die Internet-Data-Center. Konkrete Größenordnungen zur Entwicklung einzelner Segmente wollte Schmitz vor Journalisten in Stuttgart indes nicht abgeben.

Auskunftsfreudiger war der HP-Manager allerdings in Bezug auf den florierenden Servicebereich. So konnten Beratungsleistungen um 40 Prozent und das Outsourcing-Geschäft um 20 Prozent zulegen. Bis zum Jahr 2004 sollen die Serviceumsätze in Deutschland laut Schmitz verdoppelt werden.