HP greift Dell mit neuer Struktur an

18.01.2005
Die Fusion der Drucker- und PC-Sparte soll Synergien freisetzen. Analysten zweifeln.

Vyomesh Joshi, bisher Executive Vice President der "Imaging and Printing Group" von Hewlett-Packard, ist um seine neue Aufgabe nicht zu beneiden. Er zeichnet ab sofort auf Geheiß der Konzernchefin Carleton Fiorina für die neue Konzernsparte "Imaging and Personal Systems Group" verantwortlich, die nunmehr das Drucker- und PC-Geschäft organisatorisch in sich vereint. Fiorina erhofft sich von der Zusammenlegung durch Synergieeffekte höhere Gewinnmargen im PC-Geschäft, das zuletzt zwar profitabel war, dennoch aber hinter den Erwartungen zurückblieb.

Die Wahl der First Lady von HP fiel auf Joshi, weil er das Printer-Business zur erfolgreichsten Sparte des Unternehmens gemacht hat. Seine Einheit erwirtschaftete im Schlussquartal 2004 mit 6,5 Milliarden Dollar zwar exakt den gleichen Umsatz wie die "PC Group", erzielte mit 1,1 Milliarden Dollar aber einen weitaus höheren operativen Gewinn als die PC-Sparte, die nur einen Überschuss von 78 Millionen Dollar schaffte. Auf Joshi ruhen nun die Hoffnungen, gegenüber dem Marktführer Dell Boden gutzumachen.

Mit der organisatorischen Verschmelzung der beiden Konzerneinheiten setzt die HP-Chefin auf dieselbe Maßnahme wie 2003, als sie die "Enterprise Systems Group" mit der "Service Group" zur "Technology Solutions Group" zusammenlegte. Organisatorisch befinden sie sich unter einem Dach, bilanzieren ihre Ergebnisse aber weiterhin getrennt. Gleiches wird auch für die Bereiche Imaging und PC gelten.

Bei den Analysten stößt die Entscheidung des HP-Managements jedoch auf Skepsis. Viele Marktbeobachter bezweifeln einen großen Synergieeffekt durch die Neuorganisation, weil die beiden Units ihre Produktstrategien und Vertriebsstrukturen bereits im Vorfeld eng aufeinander abgestimmt hatten. Sie bewerten die Fusion außerdem kritisch, weil Fiorina der profitablen Druckersparte den Klotz des PC-Geschäfts ans Bein binde und damit dessen Ausgliederung erschwere. Einen solchen Spinoff hatte die HP-Führungsriege zuletzt im Dezember erwogen, bis auf weiteres aber verworfen.

Die Auguren räumen Joshi darüber hinaus wenig Chancen ein, das PC-Geschäft ähnlich erfolgreich zu gestalten wie das Imaging- und Printing-Business. Die Märkte seien zu unterschiedlich. "Das PC-Geschäft ist ein Straßenkampf, während sich HP bei Druckern in einem Umfeld bewegt, das es dominiert", bringt Roger Kay, Vice President des Marktforschungsinstituts IDC, die verbreiteten Vorbehalte auf den Punkt. (pg)