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HP: Fusionsplan in 100 Tagen

06.09.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - In 100 Tagen will der US-Computerkonzern Hewlett-Packard (HP) einen strategischen Plan für die anvisierte Übernahme seines Mitbewerbers Compaq vorlegen. Für die Integration beider Firmen wurde eine Taskforce eingerichtet, der Webb McKinney, Vice President von HPs Computing Group, und Jeff Clarke, Compaqs Finanzchef, vorstehen. Die geplante Roadmap, die nicht veröffentlicht werden soll, wird damit wahrscheinlich noch vor der Entscheidung der Kartellbehörden fertig.

"Innerhalb von 100 Tagen sollten wir einen sehr, sehr soliden Plan haben", versuchte HP-Sprecher Jim McDonnell Anleger, Analysten und Presse zu beruhigen. "Wir sind sicher, dass wir die Stärken beider Firmen vereinen und die Schwächen ausradieren können." Seitdem die Unternehmen ihre geplanten Merger am Wochenanfang bekannt gegeben haben, melden sich immer mehr Kritiker zu Wort (siehe auch heutigen Bericht "Gartner bezweifelt Erfolg der HP-Compaq-Fusion").

Als besonders problematisch sehen viele Experten die vielfältigen Server-Betriebssysteme im kombinierten Produktportfolio, darunter Linux, Windows NT, OpenVMS, HP-UX und die Compaq-eigene Unix-Version Tru64. Letztendlich werde man sich auf Linux, NT und Unix einigen, erklärte McDonnell. Die Herausforderung liege darin, eine Roadmap zu erstellen, die den Kunden ein schlankeres Produktportfolio nahe bringe, ohne sie zu verschrecken. Analysten rechnen jedoch nicht damit, dass sowohl HP-UX als auch Tru64 weiterhin unterstützt werden. "Tru64 steht auf der Liste der bedrohten Produkte", erklärte Nathan Brookwood, Analyst der kalifornischen Beratungsfirma Insight 64.

McDonnell hält die angestrebte Fusion zwar für eine schwierige Aufgabe, zeigte sich aber überzeugt davon, dass es weniger Probleme geben werde als bei der Übernahme von Digital Equipment durch Compaq. Für die Kunden wird es nach Ansicht von IDC-Analyst Vernon Turner allerdings nicht leicht werden, da bezüglich Investitionssicherheit einige Fragen bis auf weiteres offen blieben. Seiner Meinung nach könnten die großen Gewinner der Fusion die Konkurrenten Sun Microsystems und IBM sein, die die Gelegenheit nutzen würden, mit HPs und Compaqs Kunden Gespräche zu führen. Immerhin hätten sie Plattformen mit langfristigen Roadmaps anzubieten. "Sun könnte viele Kunden erben", so Turner. "Das Unternehmen hat seinen Marktanteil bereits ordentlich vergrößert, seitdem andere Unix-Anbieter weggefallen sind."