Ion-Netbook von HP

HP Compaq Mini 311 im Test

05.11.2009
Von 
Thomas Rau ist stellvertretender Chefredakteur PC-WELT Print bei IT-Media. 
Nvidias Ion-Grafik verspricht Spielespass und High-Definition auf Netbooks. Im Test hatten wir das HP Compaq Mini 311 mit Nvidias Grafikchip.
Ion-Netbook im Test: HP Compaq Mini 311
Ion-Netbook im Test: HP Compaq Mini 311

HP schickte uns ein Vorseriengerät des Compaq Mini 311. Es war mit Windows 7 Starter sowie mit 3 GB Arbeitsspeicher ausgestattet. Die Serienmodelle will HP mit Windows XP Home sowie 1 GB RAM ausliefern. Der Preis liegt bei rund 400 Euro. Das Ausstattungs-Highlight am HP Compaq Mini 311 ist aber Nvidias Grafikchipsatz Geforce 9400M, genannt Ion. Er soll die rechenschwachen Netbooks für Spiele und vor allem für die Wiedergabe von High-Definition-Videos fit machen. Der Atom-Prozessor und die Chipsatzgrafik in den meisten Netbooks sind dafür zu schwach.

HP Compaq Mini 311: 3D-Leistung
Der Ion-Chipsatz macht das HP Compaq Mini 311 tatsächlich spieletauglich - zumindest ein bisschen. Im 3D Mark 06 erreichte das Netbook 1450 Punkte - die meisten Netbooks schaffen höchstens 80 bis 100 Punkte. Das bisher beste Ergebnis lieferte der Grafikchipsatz ATI Radeon Xpress 1250 im Medion Akoya E1311: Doch auch er bleibt mit 304 Punkten meilenweit hinter dem Ion und dem HP Compaq Mini 311 zurück. Das Tempoplus geht dabei ganz auf das Konto des Grafikchipsatzes: Im CPU-Teil des 3D Mark 06 war das HP Compaq Mini 311 mit 482 Punkten genauso schnell wie andere Netbooks mit Intel Atom.
Auch beim älteren 3D Mark 03 deklassiert das HP Compaq Mini 311 die Netbook-Konkurrenz: Der Ion-Chipsatz holt 4251 Punkte. Der bisherige Spitzenreiter, das Medion Akoya E1311, ging mit 1301 Punkten durchs Ziel, die meisten Netbooks schaffen rund 750 Punkte.

Netbooks: 3D-Leistung im Vergleich

Netbook

Grafikchip

3D Mark 06 (Punkte)

3D Mark 03 (Punkte)

HP Compaq Mini 311

Nvidia Geforce 9400M

1450

4251

Medion Akoya E1311

ATI Radeon Xpress 1250

304

1301

Samsung N120

Intel GMA 950

92

731

HP Compaq Mini 311: Spiele-Leistung
Der Geforce 9400M liegt auf dem Niveau von rund zwei Jahre alten Notebook-Einsteiger-Karten wie der Nvidia Geforce 8400M GS oder der ATI Mobility Radeon 2400. Das ist ein deutlicher Fortschritt, wenn man bedenkt, dass die meisten Netbooks mit Intel-Technik laufen, die rund vier Jahre auf dem Buckel hat.
Für aktuelle Spiele ist das HP Compaq Mini 311 aber trotzdem zu langsam: Bei World in Conflict quält sich der Ion-Chipsatz zu drei Bildern pro Sekunde bei 1024 x 768 Bildpunkten und mittleren Details. Selbst wenn wir die Detailstufe auf "Sehr niedrig" stellten, kamen nur 12 Bilder pro Sekunde heraus.
Doch mit grafisch weniger anspruchsvollen oder älteren Spielen kommt das HP Compaq Mini 311 zurecht: Der fünf Jahre alte Shooter Far Cry läuft bei minimaler Detailstufe immerhin mit 41 Bildern pro Sekunde. Bei maximalen Details ruckelte es aber mit 19 Bildern pro Sekunde.

HP Compaq Mini 311: HD-Wiedergabe
Als Spiele-Rechner kann also auch das HP Compaq Mini 311 ein Notebook nicht ersetzen. Doch vielleicht eignet sich das Ion-Netbook als günstiges Wiedergabegerät für High-Definition-Videos: So kann man hochwertige Videos nicht nur unterwegs, sondern auch zuhause abspielen, wenn man das Netbook per HDMI-Ausgang an einen großen LCD-Fernseher anschließt.
Bisher scheiterten die Netbooks spätestens bei 1080p-Videos. Häufig liefen auch 720p-Filme nur ruckelnd, wenn sie mit H.264 codiert waren - selbst auf Netbooks mit Intels-Poulsbo-Chipsatz, der diesen Codec technisch eigentlich unterstützt.

Das Ion-Netbook HP Compaq Mini 311 räumt mit diesen Problemen auf. Ob 720p oder 1080p, ob mit WMV oder H.264 codiert: Alle HD-Videos spielte der Compaq Mini 311 ohne Ruckeln ab, die CPU-Last lag dabei zwischen 50 und 80 Prozent. Der Ion-Chipsatz macht also sein Versprechen war und ermöglicht auf einem Netbook die HD-Wiedergabe trotz einer rechenschwachen CPU.
Weiterhin problematisch bleibt allerdings die Wiedergabe von Flash-Videos: Hier schultert der Prozessor immer noch die Hauptlast beim Abspielen. Deswegen scheitert auch das HP Compaq Mini 311 an den meisten Flash-Videos, die höhere Qualität als der You-Tube-Standard bieten. Doch künftig soll der Grafikchip auch bei Flash-Videos den Prozessor entlasten - zum Beispiel soll das ab Version 10.1 des Adobe Flash Players der Fall sein.

HP Compaq Mini 311: Akkulaufzeit
Der Leistungssprung durch den Ion-Chipsatz drückt aber auf die Akkuleistung: Beim WLAN-Surfen hielt das HP Compaq Mini 311 mit dem 6-Zellen-Akku nur 3,5 Stunden durch. Bei der Video-Wiedergabe waren es nur knapp über drei Stunden. Die Leistungsaufnahme des HP Compaq Mini 311 war trotz der stromsparenden CPU dabei ungefähr so hoch, wie man es von einem Standard-Notebook mit Chipsatz-Grafik kennt: Sie lag rund acht Watt höher als bei anderen 11,6-Zoll-Netbooks. Hier muss Nvidia noch an den Treibern feilen.

Fazit: Schon das Vorserienmuster des Ion-Netbooks HP Compaq Mini 311 überzeugt auf ganzer Linie: Zum ersten Mal ist ein Netbook halbwegs spieletauglich, zum ersten Mal lassen sich HD-Videos problemlos auf einem Mini-Notebook abspielen. Ein wichtiger Leistungsunterschied zwischen Netbook und Notebook fällt mit dem Ion-Chipsatz weg.
Allerdings fiel das HP Compaq Mini 311 auch durch eine hohe Leistungsaufnahme und eine entsprechend kurze Akkulaufzeit auf. Hier wird erst ein Test von Seriengeräten Klarheit schaffen, ob man bei Ion-Netbooks tatsächlich so viel Akkulaufzeit für das Tempo-Plus opfern muss.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag unserer Schwesterpublikation PC-Welt. (pah)