HP-Chef spricht der Branche Mut zu Deutsche Softwerker haben die Talsohle durchschritten

18.11.1994

MUENCHEN (CW) - In Optimismus machte der Deutsche Softwaretag. So prognostizierte der Bundesverband Buero- und Informationssysteme e.V. (BVB) auf der mit dem BVIT (Bundesverband Informationstechnologien) ausgerichteten Veranstaltung in Frankfurt ein Umsatzplus beim Produktgeschaeft von sieben bis neun Prozent fuer das laufende Jahr. Bei Services sollen es allerdings nur vier bis sechs Prozent werden.

Besonders rosige Aussichten sieht BVB-Vorstandsmitlied und HP- Geschaeftsfuehrer Klaus-Dieter Laidig in den Bereichen Datenbanken und Entwicklungsumgebungen (1993 rund 1,6 Milliarden Mark Umsatz in Deutschland), horizontale Anwendungen (3,2 Milliarden Mark) und vertikal auf Branchen ausgerichtete Anwendungsloesungen (3,6 Milliarden Mark).

"Man kann auch als deutscher Anbieter im internationalen Markt relativ weit kommen", machte Laidig den Softwerkern Mut. Dafuer stehe der Erfolg von grossen Anbietern wie Software AG oder SAP. Waehrend unter den zehn groessten Systemanbietern weltweit kein europaeisches Unternehmen mehr auftauche, rangierten die beiden deutschen Softwarehaeuser bei den Anbietern von Standardprodukten weltweit unter den Top Ten.

Als Voraussetzung fuer solche Spitzenpositionen nennt Laidig einige Faktoren, die er besonders bei kleinen und mittelstaendischen Unternehmen vermisst. Vor allem fehlten ihnen eine visionaere Sicht auf die Marktentwicklung und klare Strategien fuer innovative Produkte. Manchen Softwarehaeusern mangele es zudem am Mut, um bestehende Softwareprodukte "in der Bluete ihres Erfolges" abzuloesen. Auch der Zeitraum zwischen Produktidee und fertigem Produkt muss nach Ansicht des HP-Chefs weiter verkuerzt werden.

Die erforderliche Beschleunigung der Produktinnovation laesst sich nach Auffassung von BVB und BVIT nur mit einer klaren Spezialisierung und durch strategische Partnerschaften erreichen. Die Bandbreite der moeglichen Kooperationen reicht dabei von gemeinsamer Entwicklung bis zu Marketing- und Vertriebspartnerschaften. So erzielt SAP nach BVB-Angaben heute die Haelfte seines Umsatzes ueber Partnerschaften mit Price Waterhouse, EDS und anderen.

Die deutschen Software-Anbietern haetten die Zeichen der Zeit erkannt, verweist Reinhard Pelz, Geschaeftsfuehrer von Heyde + Partner, Bad Nauheim, fuer den Mitveranstalter BVIT auf eine kontinuierlich steigende Zahl von Zusammenschluessen und Kooperationen. Einige davon wurden durch die vom BVB zu diesem Zweck eingerichtete Boerse initiiert.